Womo

Alltag in unserem Wohnmobil

Morgenroutine im Wohnmobil

Jetzt wohnen wir schon 4 Wochen im Wohnmobil und unser Tagesablauf hat eine gewisse Routine entwickelt. Ich bin Frühaufsteher und stehe meist zwei Stunden eher auf als Bernd.So cirka halb fünf. Ich versuche möglichst leise zu sein, muss aber Bernd jeden Morgen, wenn ich aufstehe, mit den Worten, zieh mal eben die Beine an, kurz wecken. Denn sonst komme ich nicht aus dem Bett raus, weil ich hinten am Fenster liege. Mittlerweile geht das bei Bernd aber vollautomatisch und ich glaube ,er merkt es nicht einmal mehr. Dann gehe ich erst einmal zur Toilette, natürlich ohne zu spülen, weil die Wasserpumpe, die über Nacht immer ausgeschaltet ist, zwecks Stromsparen, ein Mordsradau macht.Danach schalte ich die Heizung an, damit Bernd es beim Frühstück schön mollig hat. Anschließend ziehe ich mich gaaaanz leise an. Die Sachen lege ich immer schon abends auf unser Sofa, damit ich keine Schränke, was ja auch nicht geräuschlos möglich ist, öffnen muss. Dann schnapp ich mir eine Flasche Cola light von Lidl, einen Block und einen Kugelschreiber, schließe möglichst leise die Tür auf und gehe die drei Stufen runter nach draußen, dabei wackelt das ganze Wohnmobil. Das liegt erstens an meinen Gewicht und zweitens an meiner Gangstörung. Ach ja, die hatte ich ja noch gar nicht erwähnt. Ich kann dank eines Gendefektes,(Danke Papa) beim Laufen nicht abrollen und so kann ich die Stufen nur runterknallen. Bernd hat immer Angst um unsere elektrische Eingangsstufe, sieht mich wenn er mich beim Aussteigen beobachtet, meist sorgenvoll an und konnte es sich die ersten drei Wochen nicht verkneifen zu sagen: “ Wie lange die wohl hält?“  Worauf ich jedes Mal ausgeflippt bin. Seit einer Woche verkneift er es sich. Das Reinkommen gestaltet sich bei mir noch viel schwieriger, denn ich kann keine Treppe raufkommen, ohne mich am Geländer hochzuziehen, weil meine Nerven in den Beinen bis zu den Knien gelähmt sind.

Armmuskeln, wie ein Preisringer

Das positive daran ist, dass ich echt schlanke Waden habe,(das einzige übrigens, was bei mir schlank ist) das negative, das ich Armmuskeln, wie ein Preisringer habe und einen echt sehr merkwürdigen Gang. Mein Freund Jens sagte einmal zu mir, ich könnte nie eine Bank überfallen, weil jeder mich, troz Maske, sofort daran erkennen würde. Als ich Bernd zum ersten Mal getroffen habe und wir irgendwann einen kleinen Spaziergang machten, fragte er als erstes: Läufst du immer so? Ich sagte ja und damit war das Thema durch. Naja, fast. Ein paar Jahre später, wir saßen gemütlich auf unserer Terasse, meinte er völlig unvermittelt, ich könne ja bei den Paralympics (schreibt man das so?) mitmachen.So ein Blödmann, aber ich liebe seinen Humor. Zurück zu Thema.

Das gute alte Fahrradschloss …

Nachdem ich mich also morgens rausgewuchtet habe, setze ich mich auf die Stufe vor dem Wohnmobil und rechne zum 500000sten Mal unsere Finanzen durch. Das dauert dann so eine Stunde und ich bin völlig durchgefroren, weil es saukalt ist. Dann schließe ich mein Fahrrad auf, welches vorne am Wohnmobil, mit einem Zahlenschloss angekettet ist. Das ist jeden Morgen meine persönliche Challenge, weil erstens ist es noch ziemlich dunkel und zweitens vergesse ich jedes Mal meine Brille im Wohnmobil. Ich muss also in die Hocke gehen, weil das Zahlenschloss extrem kurz und mit 5 extrem kleinen Zahlen versehen ist, die dann auch noch auf dem Kopf sind. Meist dauert es um die 15 Minuten, bis ich das Scheißding auf habe und dann kommt drittens und das ist die Krönung. Ich muss aus der Hocke wieder hochkommen. Das gelingt mir nie und entweder ich falle nach hinten auf den Hintern, der bei diesem Frühling voller Matsche ist, oder ich gehe gleich auf die Knie, die dann auch voller Matsche sind und ziehe mich von dieser Position an der Stoßstange hoch. Wenn ich also das Fahrrad endlich vom dem Schloß befreit habe, bin ich so fertig, wie mein Bruder nach seinem Marathon. Natürlich habe ich auch schon versucht, mir die Sache einfacher zu machen, indem ich nur die letzte Zahl vom Zahlenschloss verdrehe, aber das wird von Bernd sofort bemerkt und er hält mir dann einen Vortrag, dass das Fahrrad teuer war und das Leute, die es klauen wollen, es dann erheblich leichter haben und so verdreht er es dann sicherheitshalber komplett. Dann quäle ich mich ins Wohnmobil, suche den Akku für das Fahrrad, poltern wieder die drei Stufen runter, ramme den Akku ins Rad und wieder rein ins Wohnmobil um mich zu waschen. Spätestens jetzt ist Bernd wach, verweilt aber noch gemütlich im Bett, bis ich mit dem Bad durch bin um dieses dann zu frequentieren. Ich mache ihm derweil das Frühstück, packe zeitgleich meinen Rucksack, mit meinen Putzutensilien und wenn mein geliebter Mann aus dem Bad kommt, mache ich mich mit meinen e-bike auf den Weg zu meinen Putzjobs.

Feierabend muss sein

Feierabend habe ich immer vor Bernd, außer Mittwochs, da hat er frei, weil er noch so viel alten Urlaub hat. Ich komme also nach Hause und kette ersteinmal mein Fahrrad an. Dann mach ich mir meist 2 Scheiben Brot und esse ersteinmal. Danach wasche ich ab und tue ersteinmal eine Stunde nichts. Manchmal koche ich dann etwas. Meist soviel, dass es für 3 Tage reicht und dann mache ich Hausputz. Wenn Bernd von der Arbeit kommt, erzählen wir uns das Neueste vom Tage und Bernd macht Papierkram, zu dem ich absolut keinen Bock habe. Wie zum Beispiel aktuell die Steuererklärung. Manchmal übt er dann noch etwas Gitarre und ich studiere die Fernsehzeitung und gebe Bernd 3 Filme zur Auswahl, von denen wir dann einen ansehen. Meist schlafe ich gegen 22 Uhr ein und Bernd macht irgendwann den Fernseher aus. So  oder so ähnlich läuft es in der Woche bei uns ab. Und das wird sich bis zum 30 Juni, an dem unser letzter Arbeitstag ist wohl auch nicht ändern. Am 1.Juli machen wir noch eine Abschiedsfete für alle Freunde, Arbeitskollegen und Bekannte und dann starten wir unsere Reise.

Womo

Endlich ist es soweit !!!! 14.April 2017 Wir wohnen jetzt im Wohnmobil !!!

Ich dachte schon, die Zeit, bis wir endlich ins Wohnmobil ziehen, würde nie vorbei gehen. Wir hatten soooo viel zu tun. Mein Gott mußten wir vieles wegwerfen. Jedes Ding, ob groß ,ob klein wurde von einem Schrank in den nächsten gestopft und als alle Schränke und Kommoden verkauft waren, in Kartons gelagert. Zuletzt begaben sich aber all diese, ehemals geliebten Sachen, auf die selbe Reise, nämlich zur Mülldeponie. Schluchz !!! Aber was sollten wir tun ? Am 14.April 2017 war die Hausübergabe an die neuen Besitzer. Bennet und Carina fanden sich morgens um 11 Uhr ein (mehr oder weniger pünktlich;-) )um noch einmal; ein allerletztes Mal gemeinsam in unserem Haus zu frühstücken. Wir waren noch mittendrin, da kamen schon die Neuen. Frühstück wurde abgebrochen und gemeinsam gingen wir durch alle Räume. Strom, Wasser und Gas wurde abgelesen, Schlüssel abgegeben und die beiden verschwanden wieder.Am nächsten Tag, wollten sie mit der Renovierung beginnen und wir begannen damit, die allerletzten Sachen ins Wohnmobil zu tragen. Eigentlich dachten wir, es wären nur noch ein paar Dinge, aber es nahm und nahm kein Ende. Plötzlich waren Dinge, die in der Garage als Müll abgestempelt und aussortiert waren, wieder lebensnotwendig und mußten nun doch unbedingt mit. Ebendso erging es uns mit Klamotten, die schon im Altkleidersack verstaut worden waren. Und hatten wir wirklich genug Geschirr mit??? Was wenn alle Kinder auf einmal zu Besuch kämen und zusätzlich meine Eltern und Geschwister??? Also doch noch schnell ein paar Teller und Tassen mehr eingepackt.Das klingt einfacher als es war, denn das Wohnmobil platzte aus allen Nähten. Gefühlt wogen die Essensvorräte, aus unserer Küche im Haus, mindestens eine halbe Tonne. Bernd bekam fast einen Nervenzusammenbruch. Dabei hatten wir, nur wegen ihm, immer soviel auf Vorrat. Wenn ich es nicht besser wüßte, hätte ich schwören können, er hätte beide Weltkriege miterlebt. Abends um 7 Uhr waren wir endlich fertig. Wir schlossen ein letztes mal unser Haus ab und fuhren zum Dieksee. Luftlinie 200 Meter von unserem Haus. Dort war ein kostenloser Parkplatz,direkt an einem See, den wir schon eine Weile beobachtet hatten. Außer ein paar Joggern und Leuten, die dort mit ihren Hunden spazieren gingen, war dort nichts los und wir würden bestimmt nicht stören. Wir schliefen herrlich in unserem neuen zuhause und am nächsten Tag fuhren wir nach Westerstede zu meinen Eltern um endlich deren neuen Pavillon zu bewundern und uns lecker bekochen zu lassen. Nasigoreng hatte ich mir gewünscht und niemand bekam das so gut hin wie mein Vater. Lecker lecker. Geschlafen haben wir natürlich im WOMO und am nächsten Tag fuhren wir zur Ponderosa. So heißt das Ferienhäuschen meiner Eltern, in Grabstede. Dort stand auch der oben erwähnte neue Pavillon, direkt auf dem Steg am See. Mein Vater hatte lecker Kuchen gebacken und meine Mutter hatte schon alles eingedeckt und Kaffee und Tee gekocht. Dann kam noch mein Bruder Bernd und meine Schwägerin Tanja, nebst Sohn Jorick und Tanjas Mutter. Wir saßen gemütlich im Pavillon, der wirklich toll ist, und aßen mal wieder viel zu viel. Unter 1.5 Kilo mehr auf den Hüften, ging kein Besuch bei ihnen ab und deshalb bin ich wirklich froh, dass wir nicht in Westerstede wohnen. Ich wäre sicher schon geplatzt. Um 16 Uhr 30 hieß es Abschied nehmen und wir fuhren zurück nach Lingen an den Dieksee. Wir schliefen wieder prima und am nächsten Tag fuhren wir von dort aus zur Arbeit.Ich mit dem Rad, Bernd mit dem Auto. Denn arbeiten mußten wir ja noch 10 Wochen.