Ja, und dann waren wir nach 7 Monaten wieder in Deutschland. Und das präsentierte sich von seiner allerbesten Seiten. Es waren 28 Grad als wir in Neuenburg am Rhein ankamen. So warm hatten wir es das letzte Mal im September in Portugal gehabt und der Schweiß lief nur so runter, denn die Luftfeuchtigkeit war enorm. Ich hatte in unserer Stellplatzapp einen Platz gefunden, der direkt am Rhein liegen sollte. Bernd gab die Koordinaten ein und ohne Probleme führte uns das Navi dort dann auch hin. Der Stellplatz war ein Traum. Wirklich direkt am Rhein mit viel Grün drumherum.
Und mal wieder hatten wir Glück, denn es war gerade noch ein Plätzchen frei. Schnell sprangen wir aus dem wirklich warmen Mobil und waren hellauf begeistert.
Sogleich sprach uns ein Pärchen an, welches hier spazieren ging . Zwar wohnten sie hier in der Gegend, kamen aber aus Lingen im Emsland. Bernd und die junge Frau, waren sich sicher, sich schon einmal gesehen zu haben. Es dauerte aber geraume Zeit, bis sie feststellten, woher. Die junge Frau, welche Carmen hieß, hatte im Injoy Fitnesscenter gearbeitet und direkt daneben hatte Bernd, bzw. die ARU ihr Büro gehabt. Die beiden hatten sich einige Male draußen vor dem Gebäude beim Rauchen getroffen. Welch ein Zufall! Wir quatschten fast eine Stunde mit den beiden, dann mussten sie weiter und wir machten einen kleinen Rundgang.
Außer uns standen hier noch ca. 9 andere Mobile und damit war der Platz auch voll. Überwiegend selbstausgebaute, durchweg interessante LKW´s, mit ebenso interessanten Leuten hatten den Weg hierher gefunden.
Wie sich später herrausstellte, waren fast alle auf dem Rückweg von ihrer Überwinterung in Spanien oder Portugal. Ich hatte mich echt schon gewundert, weshalb alle so braun waren. Es war herrlich mal wieder deutsche Stimmen um uns zu haben und schnell war man mit allem im Gespräch. Spontan beschlossen wir, dieses Plätzchen nicht als Durchgangslager zu nehmen, sondern 3 Tage zu bleiben. Wasser hatten wir genug an Bord, denn 70 Kilometer vorher, noch in Frankreich, hatten wir bei einer Raststätte unvermutet eine Entsorgungsstation entdeckt.
Dort hatten wir dann auch geduscht, das benutze Wasser gleich wieder abgelassen und ordentlich Frischwasser an Bord genommen. Somit würde es keine Probleme geben und wir richteten uns erst einmal häuslich ein. Anschließend holte Bernd unsere Räder vom Gebäckträger, denn wir wollten das 8 Kilometer entfernte Neuenburg besuchen. Unterwegs kamen wir glücklicherweise an einem Aldi vorbei und kauften ein Paar Vorräte und besonders viele Getränke, denn der Wasserhaushalt musste permanent aufgefüllt werden. Mit Satteltaschen, die bis zum Bersten gefüllt waren, kamen wir dann in das kleine Städtchen. Mittlerweile war es fast 20 Uhr und die Stadt war brechend voll. Die Eisdielen machten ein Jahrhundertgeschäft und auf dem großen Marktplatz war kein einziger freier Stuhl mehr zu ergattern.
Scheinbar waren alle Leute froh, den langen Winter endlich hinter sich zu haben und draußen sein zu können. Bernd und ich setzten uns auf die Stufen vor dem Rathaus und sahen dem Treiben eine Weile zu, bevor wir uns an den Rückweg machten. Unsere Lebensmittel mussten nun dringend in den Kühlschrank, der tatsächlich wundersamer Weise immer noch funktionierte. Bei unserem „Saloon“ wieder angekommen, wurde natürlich erst einmal alles verstaut und dann wollten wir den Abend mit etwas Fernsehen ausklingen lassen. Wie wir sehr schnell merkten hatten wir aber absolut keinen Empfang und ich stellte überrascht fest, dass ich durchaus in der Lage bin, auch mal ohne einzuschlafen. Von der Hitze und der langen Fahrt waren wir aber auch wirklich groggi.
Natürlich war ich am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wach und wollte eigentlich Blog schreiben. Wie ich schnell feststellte, gab es hier aber überhaupt kein Netz. Selbst telofonieren war kaum möglich. Tja, Deutschland ist in dieser Hinsicht scheinbar noch im Entwicklungstadion (bzw. hier im Dreiländereck zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland). Machte aber rein gar nichts, denn nun hatte ich 3 Tage frei. Was ja auch mal ganz schön ist.
Als es Zeit war, Bernd aus dem Bett zu schmeißen, machte ich Frühstück und danach konnte der Tag dann beginnen. Heute wollten wir endlich einmal wieder mit unserem Kayak fahren. Am Atlantik und auch am Mittelmeer, waren die Wellen einfach zu groß, aber hier würde es gehen. Während Bernd es seetauglich machte, machte ich unsere Bude sauber und packte ein paar Sachen für unterwegs ein.
Dann ging es auch schon los. Wir paddelten mit aller Kraft fast 2 Stunden gegen die Ströhmung, sahen unterwegs Fischreiher, Enten und jede Menge Schwäne.
Um uns herum nur die Natur und die einzigen Geräusche, neben dem Eintauchen der Paddel war Vogelgezwitscher. Nach besagten 2 Stunden waren unsere Arme dermaßen lahm,dass wir beschlossen zurück zu fahren. Heidewitzka, ging das schnell!! Unterwegs mussten wir unglaublich aufpassen, denn der Rhein ist hier nur maximal 50 cm tief und oftmals auch nur 30. Wenn dann noch Baumstämme im Wasser liegen, kann das uns schnell mal unsere „Finne“ kosten. Wir meisterten aber alles mit Bravour und konnten kaum fassen das wir nach nur knapp 15 Minuten wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen waren.
Mit dem guten Gefühl uns etwas bewegt zu haben, machten wir es uns dann vor unserem Mobil gemütlich. Ein Pärchen, welches aus der Gegend kam und mit dem Fahrrad unterwegs war, waren ganz angetan von unserem aufblasbaren Kanu und wir boten ihnen an, es am nächsten Tag einmal auszuprobieren. Das taten sie dann auch und wollen sich nun auch so eines zulegen.
Am Abend kam dann Micha und Anne, welche ebenfalls in Spanien überwintert hatten zu uns. Micha brachte seine Gitarre mit und Bernd und er spielten dann abwechselnd. Es war wirklich toll, wie Micha spielen konnte und was er für ein Repertoire drauf hatte.
Zudem hatte er auch noch eigene Lieder geschrieben, die meiner Meinung nach echt hitverdächtig waren. Bernd , immer auf der Suche nach neuen Liedern, fotografierte am Folgetag, ersteinmal ne Menge Song-Texte von ihm ab. Als es zu dunkel zum Spielen wurde, setzten wir uns gemeinsam zu unseren Nachbarn, welches ein Lagerfeuer gemacht hatten und quatschten bis spät in die Nacht. Ach, es war herrlich hier!!! Ja, Deutschland ist auch wirklich schön, wenn denn die Sonne scheint.
Am nächsten Tag fuhren wir noch einmal mit unserem Boot. Diesmal waren wir schon etwas besser im Training und die Arme brannten nicht mehr gar so doll. Später badete ich noch im Rhein. Zum Schwimmen zwar viel zu flach, aber eine herrliche Abkühlung.
23.04.2018 Ockenheim bei Bingen am Rhein
Heute musste es weitergehen und wie immer wollte ich nicht weg. Wir blieben dann tatsächlich noch bis 16 Uhr auf diesem wunderbaren Platz, genossen bis zum allerletzten Augenblick jeden Sonnenstrahl und packten dann unsere Habseligkeiten ein, verabschiedeten uns von allen neuen Bekanntschaften und fuhren dann zuerst einmal zu einer Tankstelle um zu tanken und dann 360 Kilometer bis nach Ockerheim.
Die Landschaft war superschön und unterwegs machten wir eine Pause auf einer Autobahnraststätte. Dort stand auch ein Bulli, deren ganzes Innenleben ausgeräumt, neben ihm lag. Der Besitzer, kam sogleich auf uns zu. Ein Rumäne, der mit seiner Familie, insgesammt8 Leute unterwegs war, um irgendwo in Deutschland zu arbeiten. Seine Deutschkenntnisse waren nicht überragend und seine Füße unglaublich dreckig. Er fragte nach einer Zigarette, die ich ihm bereitwillig gab. Dann erklärte er uns, dass sie seit 2 Tagen hier festsitzen würden, weil ihnen das Benzin ausgegangen war. Ob das stimmte???? Keine Ahnung, aber er bekam von uns 20 Euro, eine Flasche Wasser und eine Packung Kekse und wir sahen zu das wir Land gewannen.
In Ockerheim, mitten im Weinbauangebiet gab es einen schönen Stellplatz für 8 Euro. Unser Navi führte uns schnurstraks dorthin und wir fanden ein schönes Plätzchen mit unglaublich netten Nachbarn aus Ostfriesland.
Diese schenkten uns wiederum 2 Flaschen Apfelsaftschorle, weil wir kaum noch etwas zu trinken hatten. Bis um 23 Uhr unterhielten wir uns ausgesprochen gut mit den beiden. Dann gingen wir ins Bett. Jetzt ist es 9 Uhr und Bernd ist gerade aufgestanden. Heute ist es bedeckt. Da wir nur noch 150 Kilometer vor uns haben bis Hürth, wo unsere Scheibe morgen ausgetauscht werden soll, wollen wir bis zum Nachmittag hier bleiben und noch eine Wanderung oder Fahrradtour durch die Weinberge machen.
Anbei noch einige Fotos von unserer Fahrradtour im Umland … immer zwischen den Weinbergen. Ich glaube in Zukunft müssen auch wir anfangen Wein zu trinken :-).