Am nächsten Tag machten wir uns zu Fuss getrennt auf den Weg zu Andys Eltern. Ich bekam das i-phone mit, damit ich mich nicht verlief und Bernd startete eine Stunde später. Mein Gott, ich wusste ja vom letzten Jahr, dass die 4 Kilometer zu dem Haus in den Bergen steil sein würden……. aber das es sooo steil war und das über die fast gesammte Strecke, hatte ich wohl verdrängt. Wie schön, dass ich „mein“ Tempo gehen konnte.
Trotzdem rann mir der Schweiß in Bächen über mein Gesicht und es brannte in meinen Augen wie Hulle. Kurz vor der ersten richtigen Anhöhe hupte es hinter mir. Es waren Andy und Armin, die gerade vom Einkaufen kamen. Wir fielen uns erst einmal zur Begrüßung um den Hals. Die Freude war riesig und tapfer schlug ich das Angebot der beiden aus, mich mit dem Auto hoch fahren zu lassen. Unterwegs bereute ich es ein ums andere Mal. Als ich jedoch endlich oben ankam war ich mächtig stolz auf mich, auch wenn ich keinen trockenen Faden mehr am Leib hatte. Heute war es wirklich mächtig warm und sonnig. Draußen vorm Haus kam mir schon Georg entgegen. Der war gerade unterwegs zum Haus gegenüber, wo seine 95 jährige Mutter lebt, um nach dem Rechten zu sehen. Schon seit ein paar Jahren konnte sie das Haus nicht mehr verlassen und wird aufopferungsvoll von Georg gepflegt und bekocht. Auch wir umarmten uns herzlich und tauschten sofort ein paar Neuigkeiten aus. Dann ging es ins Haus. Dort warteten schon Armin und Andy und wurden noch einmal umarmt. Nun war Conny dran (Andys Mutter und Georgs Frau). Conny war leider seit geraumer Zeit krank und lag im Bett. Seit dem letzten Jahr hatte sie fürchterlich abgenommen und keine Kraft mehr aufzustehen. Trotzdem war sie super drauf. Ich setzte mich auf einen Hocker zu ihr und wir ließen das letzte Jahr Revue passieren. Conny hatte zwar immer mächtig Appetit, aber sie litt unter unglaublichen Geschmacksirritationen, die bewirkten, dass nichts schmeckte, wie sie es aus der Erinnerung kannte. Zudem konnte sie nicht viel bei sich behalten. Schmerzen hatte sie aber “ Gott sei Dank“ nur selten und ihre unglaubliche Lache, die identisch mit Andys ist, hatte sie noch immer. Auch ist sie immer mitten im Geschehen, da die Schlafzimmertür ständig offen steht und dieses ans Wohnzimmer mit der offenen Küche grenzt. So kann sie sich in jede Unterhaltung mit einbringen und ihr entgeht nichts.
Momentan wohnt auch Jens ( Georgs Sohn) bei den beiden. Er ist tatsächlich mit dem Fahrrad von Deutschland bis hierher gefahren, um seinen Vater etwas zu helfen.
Der hat aus besagten Gründen alle Hände voll zu tun und darum wollen auch Bernd und ich uns etwas nützlich machen und helfen.
Am nächsten Tag wanderte ich mit meiner Spezialfensterputzausrüstung wieder den Berg hoch und putze oben alle Fenster. Natürlich wird auch Staub gewischt, gewienert und geschrubbt. Herrlich!!! Erwähnte ich schon, dass ich gerne putze??? Bernd machte sich derweil im Garten zu schaffen und dank einer elektrischen Motorsense, bekam er diesen auch ganz gut in den Griff. Jens half ihm. Zur Belohnung gab es dann ein hervorragendes Gulasch. Andy hatte es gestern in stundenlanger Arbeit in seinem Wohnmobil (den Dicken) gezaubert und Armin hatte dazu total leckere Spätzle von Hand gemacht. Wir hauten mächtig rein und pappsatt und zufrieden wanderten Bernd und ich gemeinsam den Berg wieder hinunter.
Mittlerweile waren wir auch mit unserem Stellplatz sehr zufrieden, denn nach dem Wochenende konnten wir in die erste Reihe vorrücken. Dort war der Boden gerader und Bernd konnte mit den Hubstützen und ein paar Steinen unter den Hinterrädern unseren Saloon nun waagerecht ausrichten.
Damit funktionierte dann auf einem Mal auch unser Absorber-Kühlschrank wieder ordentlich.
Wir waren schon drauf und dran gewesen zu Armin und Andy auf den Campingplatz umzusiedeln.
Der war wirklich schön und mit 12 Euro auch sehr günstig, aber 2 Nächte zuvor, war dort oben ein Brand und am Tag der Besichtigung roch es schon wieder nach Feuer. Das war uns zu gefährlich. Auch konnten wir von dort aus nicht die Delfine sehen, die , genau wie im Jahr zuvor in großen Mengen, dicht am Strand herumschwammen.
Am vierten Tag hatte ich eine Blase am Fuß und konnte ab dato nicht mehr wandern. Auch meine Orthesen drückten wie blöde und so war nichts zu machen. Das Wetter war nun auch schlechter geworden. Kalt und nebelig und zwischendurch nieselte es sogar.
Zeit unsere Zelte hier abzubrechen. Jens, Armin und Andy kamen noch zum Abschied hinunter zu uns und mit dem Versprechen uns bald in Andalusien wieder zu treffen, ging alsbald die Fahrt für uns weiter. Andy und Armin, es war toll mit euch, aber viel zu kurz! Grüßt nochmal Georg, Conny und Jens ganz herzlichst von uns. Wir haben uns wieder superwohl bei ihnen gefühlt!!
Wir fuhren immer der Sonne entgegen und stoppten nach 400 Kilometern in der Stadt Allariz. Wir hatten Glück und fanden einen Schlafplatz an dem Fluß, der sich um den Ort schlängelte.
Der Ort selber war sehr hübsch und von den Spuren der Römer geprägt. Wir gönnten uns ein paar Tapas und schliefen anschließend ganz wunderbar.
21.09.2019 Salamanca
Am nächsten Morgen führte uns die Fahrt weiter durchs Land nach Salamanca.
Diese Stadt wollten wir unbedingt sehen und hatten Glück, dass auf dem Parkplatz unter der großen Brücke noch ein Plätzchen für uns frei war.
Von hier aus, waren es nur 15 Minuten Fußmarsch in die historische Altstadt. Schon von weitem konnten wir die 2 imposanten Kirchen sehen, die zwar aus verschiedenen Jahrhunderten stammten, aber nun vereint waren und gut zueinander passten. Alles war unglaublich groß und alt. Besonders gefallen hat mir die Universität. Es ist eine der ältesten Spaniens und wirklich imponierend. Ein Gebäude war älter als das andere und die Jahrhunderte schmolzen zu einem Nichts zusammen.
Angekommen an der Plaza Major, die beeindruckentste die ich je gesehen hatte, versammelten sich gerade hunderte von Menschen.
Aus der Seitenstraße kamen nun 20 Personen, die Trauben von grünen Luftballons bei sich hatten und verteilten.
Wir verstanden zwar nicht worum es ging, nahmen aber auch einen. Nun gingen Leute mit einer Spendenbüchse umher und auch wir spendeten bereitwillig. Die nette Dame erklärte uns dann auf Nachfrage seitens Bernd, dass es um den Kampf gegen Alzheimer ging. Wir hatten uns schon gedacht, dass es nichts mit Umwelt zu tun haben konnte, denn wie der Wind stand, würden die zighunderte von Ballons irgendwann im Meer landen. Genau um 19 Uhr ließen alle Leute ihre Ballons los und es war ein irres Bild, als sie davonschwebten.
Wir erkundeten dann noch den Rest der Stadt und gönnten uns ein Stück sehr teuren Kuchen. Dann ging es heimwärts zum „Saloon“.
22.09.2019 Rio Tajo
Am nächsten Morgen regnete es leicht und wir machten das wir loskamen. Zuvor mussten wir aber noch tanken. Im Internet hatte ich eine Tankstelle gefunden, wo der Liter Diesel nur 1,12 Euro kosten sollte. Diese war nur 3 Kilometer von uns entfernt und wir fanden sie auf Anhieb. Leider konnte man nur via Kartenzahlung tanken und Bernd und ich sind scheinbar zu doof für so etwas. Wir versuchten es an die 5 Male, aber es funktionierte nicht. Aus der Scheiß-Zapfsäule kam kein einziger Tropfen. Ein freundlicher Spanier hatte Mitleid und bot uns seine Hilfe an. Er erklärte uns, dass wir auf dem Zahlenfeld die Literanzahl eingeben mussten und nicht wie wir die PIN unserer Mastercard. Das konnte ja nicht funktionieren. Wir machten es jetzt genauso, wie der Spanier es anordnete, aber anscheinend hatten wir den Pin zu oft eingegeben. Weder die eine, noch die andere Karte funktionierte und frustriert brachen wir ab und fuhren zur nächsten Tanke, wo es einen Tankwart gab und der Liter 1,20 Euro kostete. Wir fuhren dann solange bis das Wetter besser wurde und fanden einen schönen surrealen Platz an einem stillgelegten Bahnhof beim Rio Tajo.
Dort waren wir ganz alleine und freuten uns endlich einmal wieder sommerliche Temperaturen zu haben. Erst mal raus aus den Winterklamotten und scrabblen. Bernd machte dann noch eine Wanderung. Meine Füße fühlten sich dazu aber noch immer nicht in der Lage und so sonnte ich mich. Abends übte Bernd ein neues Lied auf seiner Gitarre und ich sah fern.
23.09.2019
Gleich nach dem Frühstück ging es weiter. Unterwegs wurde es immer wärmer und als wir die Grenze zu Andalusien passierten, hatten wir satte 32 Grad. Unser Auto, welches sich zuvor über die Berge der Extremadura gequält hatte, meisterte auch die andalusischen Berge mit Bravour. Um Sevilla herum wurde es ziemlich voll auf der Autobahn. Wo wir zuvor fast die ganze Zeit alleine waren, gab es hier ein mächtiges Verkehrsaufkommen und Bernd musste tüchtig aufpassen. Von hier aus waren es jetzt nur noch ca. 150 Kilometer bis Roche und dahin zu kommen, konnten wir es gar nicht abwarten, ist es doch am Atlantik unser allerliebster Platz. Hoffentlich ist dort alles wie zuvor und wir dürfen dort wieder stehen. Die Befürchtung hatten wir auch im letzten Jahr. Damals war sie grundlos gewesen. Hoffentlich auch heute………
Habe Euch bisher nicht angeschrieben, nun möchte ich das unbekannterweise aber doch tun:
Vermisse Eure Berichte und bin ganz enttäuscht, dass ich nichts Neues von Euch höre bzw. lesen kann.
Ich hoffe, dass alles ok bei Euch ist. Liebe Grüße, Karin