Womo

Roche – Praia Casa Lui 06.11.2017-

Gegen 14 Uhr war unser Wohnmobil startklar. Ich war schon um 9 Uhr morgens, mit ausdrücklicher Erlaubnis seitens Bernd zum Supermarkt gefahren. Die Fahrt ging ca. 3,5 Kilometer ausnahmslos geradeaus und ich traute mir zu dort an- und wieder zurück zu kommen, ohne mich zu verfahren. Obwohl es wirklich nur geradeaus ging prägte ich mir sicherheitshalber markante Punkte ein.

Großeinkauf mit dem Fahrrad

Es sollte ein Großeinkauf werden und ich machte mich mit einer großen Satteltasche, einen Rucksack, einer großen Tragetasche und 2 Plastiktüten auf den Weg. Dank e-bike war ich in null komma nichts am Ziel. Jetzt kam der schwierige Teil. In Gedanken machte ich einen Essensplan für die nächsten 8 Tage und schritt alle Gänge ab um die diversen Zutaten dafür zu finden. Natürlich ließ ich mich auch von anderen Sachen inspirieren. So landeten dann neben 3 Stangen Baguettes, 2 kleinen Körnerbroten, 3 Kilo Mandarinen auch noch etliches an Keksen und Kuchen im Einkaufwagen. Auch sahen die Pizzen sehr gut aus und wir hatten ewig keine mehr gegessen.Das lag daran, dass wir unseren Backofen nur benutzen können, wenn wir am Strom hängen. Dank der Sonne, die in den letzten 6 Wochen fast täglich 10 Stunden geschienen hatte und unseren beiden Solarplatten auf dem Dach, konnten wir fast ausnahmslos frei stehen und hatten demzufolge keine Möglichkeit den Backofen zu benutzen. Nach einigem Hin- und Herüberlegen, landete die Pizza dann im Einkaufswagen, ebenso ein ganzes Hähnchen und 6 Koteletts. Gemüse durfte aus Vernunftsgründen natürlich auch nicht fehlen, ebensowenig etliche Tomaten und Salat. Dann brauchten wir noch zwingend ein neues Glas Nutella und neben Milch noch 6 Flaschen Getränke. Nun wurde es Zeit zur Kasse zu gehen. Ausnahmsweise hatte ich mal genug Geld mit und ersparte mir so die Peinlichkeit, Sachen zurückgeben zu müssen. Nun die letzte Herausforderung.. Alles musste logistisch und wohldurchdacht in meinen zahlreichen Taschen und auf dem Gepäckträger untergebracht werden. Nach 20 Minuten war auch das geschafft und schwer beladen fuhr ich zurück zum Wohnmobil, welches immer noch bei Dagmar im Hinterhof stand, zurück. Unterwegs musste ich  4 Mal anhalten und die herrausgefallenen Baguettes, Shampoo und Getränke, die aber Gott sei Dank in Plastikflaschen waren, aufsammeln. Das war mir allerdings schon vorher klar gewesen und ich war unglaublich stolz, dass nichts kaputt gegangen war. Hat schon etwas für sich, wenn man Einkäufe mit Verstand einpackt!!! Beim Wohnmobil angekommen, ließ ich Bernd die Sachen verstauen und machte mich sofort ans Kochen auf Vorrat. Zuerst kam das Huhn dran und es gelang mir fantastisch. Allerdings war es riesig und ich beschloss aus einem Teil Geflügelsalat zu machen. Dann belegte ich die Pizza noch zusätzlich mit etwas Huhn, Tomate, Käse und Ananas und schob sie auch in den Backofen. Nach exact 16 Minuten war sie fertig und Bernd und ich vertilgten sie gemeinsam. Bernd half mir anschließend das Schlachtfeld zu beseitigen und dann wurde es Zeit unsere Zelte hier abzubrechen.

Geplantes Ausparken

Bernd erklärte mir mindestens 4 Mal, wie er gedachte aus der engen Ausfahrt rauszukommen und wo ich zu stehen und auf welches ich zu achten hätte. Die Äste von dem Baum, welchen wir unsere Schrammen zu verdanken hatten, hatte Bernd schon vor Tagen gekappt und zusätzlich eine maßstabgetreue Zeichnung von Hof, Tor und Baum angefertigt. Darüber hinaus hatte er noch ein Stück Papier ausgeschnitten, welches unser Wohnmobil darstellen sollte, natürlich auch maßtsabgetreu. Er ist und bleibt ein Planer!! Mit diesen Utensilien hatte er in den vergangenden Tagen das Rausfahren theoretisch schon mehrfach geübt. Hätte nur noch gefehlt, dass er beim Üben brumm brumm gemacht hätte. Er war zu der Erkenntnis gelangt, er müsse das Wohnmobil auf dem engen Hinterhof erst einmal wenden und dann rückwärts durch das Tor rausfahren. Natürlich gaaaanz langsam und vorsichtig. Ich war allerdings anderer Meinung. Denn er war rückwärts reingefahren und demzufolge müsste er vorwärts wieder rauskommen. Bernd ließ sich von mir überreden, es zumindest so zu versuchen. Ich positionierte mich also draußen vor dem Tor und winkte Bernd durch. Ohne Anstrengungen und Zurücksetzten gelang es aus der Einfahrt zu kommen und Bernd war sichtlich erleichtert. Ich auch!!! Dann befestigten wir die Fahrräder wieder auf dem Gepäckträger (dadurch verlängert sich unser Wohnmobilmaß ja noch einmal um ca. 80 cm) und verabschiedeten uns herzlichst von Daggi, die gerade mit ihrem Auto eintraf. Mit ihrem Versprechen uns in Roche zu besuchen fuhren wir los. An dieser Stelle noch einmal unseren herzlichsten Dank für die schöne Zeit und eure Gastfreundschaft, liebe Daggi!!!

Holprige Fahrt nach Roche 06.11.2017

Die Fahrt dauerte nicht lang, ging aber über unzählige Hubbel und das Geschirr klöterte nur so im Schrank.

…auf der Straße zum Strand gab es im Ort bestimmt mehr als 20 Bodenhindernisse und von Baumwurzeln aufgeplatzte Teeredecken … also im Kriechtempo dadurch!

Bisher war uns allerdings wundersame Weise noch nie etwas kaputt gegangen. Die Landschaft unterwegs war wunderschön. Pinienhaine über Pinienhaine und immer links von uns der blaue Atlantik. Die Sonne strahlte mit uns um die Wette und ein paar vereinzelt weiße Haufenwolken setzten der Szenerie noch das i-Tüpfelchen auf. Das Farbenspiel war enorm und ich kam aus dem Fotografieren gar nicht mehr raus.

Eine halbe Stunde später erreichten wir dann den  großen freien Platz kurz vor Roche  an der Praia Casa Lui.

Traumhaft schön! Meerblick inclusive und ganz viel Grün um uns herum. Hier hätten theoretisch 50 Mobile Platz. Es war aber kein offizieller Stellplatz. Trotzdem standen hier 4 Wohnmobile und scheinbar wird das Wildcampen hier tolleriert. Lassen wir uns überraschen.

Ist der Platz nicht traumhaft??

Als erstes gingen wir zu einem Wohnmobil, welches ein deutsches Kennzeichen hatte. Wie überrascht waren wir, als wir neben einem anderen jungen Mann, welcher der Besitzer des Mobils war, Miroslav darin vorfanden. Ihn hatten wir schon auf dem Hippiemarkt in Portugal kennengelernt. Er war megafreundlich und anscheinend Russe auch wenn er uns erzählte, er käme aus der Schweiz. Zusätzlich war er aber auch sehr nervig, weil er pausenlos redete und zwar englisch. Die Wiedersehensfreude seinerseits war riesig, unsere hielt sich in Grenzen.

Miroslav war, wie sich herrausstellte nur mit einem Einkaufswagen, in dem er seine Klamotten hatte, unterwegs. Schlafen tat er immmer irgendwo. Er hatte eine Decke mit und wie er uns berichtete wurde er auch oft in fremde Wohnmobile zum Übernachten eingeladen. Oh Gott, das wollten wir bei aller christlichen Nächstenliebe nun doch nicht und ich fing schon an mich unbehaglich zu fühlen. Auf meine Frage, woher er Geld für Essen bekäme, antwortete er gut gelaunt, er bräuche kein Geld und Essen würde er zuhauf in Mülleimern finden. Na prima.

Der Besitzer des Wohnmobils erzählte uns zudem, dass in der Nacht ein Flüchtlingsboot ohne Motor angekommen war. Den ganzen Morgen war die Polizei damit beschäftigt, die Flüchtlinge zu suchen. Die waren aber hoffentlich über alle Berge und nicht ertrunken. Miroslav lieh sich Bernds Gitarre und klimperte uns etwas vor. Wir beschlossen gerade ihn zum Essen einzuladen, als ein neues Wohnmobil vorfuhr und Miro sich an diese Reisenden hängte. Puh, hoffentlich bleibt das so.
Anschließend kam noch das Pärchen mit den 2 süßen Kindern, welches wir hier beim Erkunden des Platzes schon getroffen hatten.

Beide spielen auch ein Instrument und schnell war abgmacht demnächst gemeinsam  zu musizieren. Sie hatten die ganze Zeit hier gestanden und waren nur zum Einkaufen weg gewesen. Es wurde noch etwas gefachsimpelt und dann wurde es auch schon zu kühl zum draußen sitzen und jeder ging in sein Wohnmobil. Bernd und ich aßen den Geflügelsalat und während Bernd sich mit der Gebrauchsanweisung des Backofens beschäftigte, las ich mein außerordentlich spannendes Buch. Anschließend sangen wir noch gemeinsam etwas und ich ging dann ins Bett. Bernd kam eine halbe Stunde später, aber da schlief ich schon tief und fest. Am nächsten Morgen erwachte ich um halb 5, hielt es aber noch bis halb 6 im Bett aus und stand dann auf. Im Wohnmobil waren es noch fast 17 Grad, aber man merkt das hier sozusagen Winter ist. Nachts klettert das Thermometer nur noch selten über 13 Grad und das allerblödeste ist, dass es erst gegen 7 Uhr 30 hell wird. Verglichen mit Deutschland ist das allerdings Klagen auf hohem Niveau und ich höre sofort auf damit. Jetzt ist es exact 7 Uhr 45 und die Sonne steht zwar noch recht tief, aber sie strahlt schon vom wolkenlosen Himmel. Heute sollen es wieder 23 Grad werden und da es hier sehr windgeschützt ist, werden wir vermutlich schwitzen. Ich möchte unbedingt schwimmen. Über kurz oder lang wird der Atlantik zu kalt werden, also muss es noch einmal  ausgenutzt werden. Wie üblich schläft Bernd noch und ich werde jetzt das Frühstück vorbereiten, damit er von dem Geklapper wird.

Bewegung muss sein 07.11.2017

Nach dem Frühstück machten wir uns sofort auf dem Weg zum Strand. Wir mussten uns endlich einmal wieder ordentlich bewegen und was bot sich besser an als ein ausgedehneter Spaziergang. Immer am Wasser entlang gingen wir ca 5 Km am kilometerlangen breiten Sandstrand entlang.

Heute war es fast windstill und die Atlantikluft war herrlich. Netterweise ging Bernd heute ziemlich gemütlich und ich konnte einigermaßen mit ihm Schritt halten. In der Ferne sahen wir ein kleines weißes Dorf. Es war aber noch mindestens 3 Kilometer entfernt und wir beschlossen, es morgen mit den Fahrrädern zu erkunden. Ich hatte auch keinen Bock auf eine neue Blase, denn die alte war gerade erst wieder verheilt. So drehten wir dann um und gingen dann aber nicht am Strand zurück, sondern oben auf der Straße.

Wunderschön war es hier

Dort gab es eine kleine Ansammlung von Hotels. Die meisten waren schon geschlossen. Nur in einigen wenigen, sah man Menschen auf den Balkonen. Es war offensichtlich. Die Saison hier war beendet. Relativ schnell ließen wir die Hotels hinter uns und kamen nun an mehreren Golfplätzen vorbei. Diese waren ausnahmslos gut besucht und sehr gepflegt. Bernd und ich interessieren uns aber noch nicht sonderlich für Golf, wir haben noch Sex. Vor Jahren , als Golfspielen in Mode kam, ließ mein Vater ständig den Spruch los :“ Spielt ihr schon Golf,oder habt ihr noch Sex?“ Daran muß ich immer denken, wenn ich Golfer sehe. Meine Eltern spielen bis heute kein Golf, aber der Spruch meines Vaters hat sich geändert. Nun sagt er fast täglich .“ Essen ist Sex des Alters.“ Da mein Vater Koch ist und meine Mutter gerne isst, ist das ein sehr zentrales und wichtiges Thema bei den beiden. Es vergeht kein Telefonat ohne dass ich davon in Kenntnis gesetzt werde, was Papa gerade kocht oder was es leckeres zu essen gab. Man muss aber zugeben, dass er wirklich göttlich kocht. Wir lassen die Golfplätze hinter uns und wandern durch die Pinienhaine zurück. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, die Natur hier ist beeindruckend und einmalig. Die Farben so klar und intensiv, dass wieder jede Menge Fotos geschossen wurden.

Was für ein Farbenspiel

Nach insegsamt 10 Kilometern stehen wir wieder bei unseren Mobil.

Bernd holt den Tisch und die Stühle raus und wir geniessen die Sonne. Mittlerweile war es recht warm geworden. 24 Grad mindestens und da wir heute überhaupt keinen Wind haben, beschließe ich schwimmen zu gehen. Das Wasser ist für die Jahreszeit noch richtig warm und ich tobe mich 20 Minuten aus. Gerade als ich das Meer verlasse, kommt Bernd und gemeinsam schwimmen wir noch weitere 10 Minuten.

Kochen bis der Arzt kommt

Zurück beim Wohnmobil, bekommen wir Besuch von Miroslav. Der hatte uns gerade noch gefehlt. Er fragt Bernd, ob er bei uns kochen dürfe, denn er hat sich eine Riesentragetasche Gemüse, Salat und Obst bei einem Supermarkt geschnoort. Bernd erlaubt es ihm und ich bin mehr als genervt. Die vegane Kochorgie dauert 2 Stunden, jede Menge Gas und 30 Liter Wasser. Unser gesammtes Wohnmobil riecht nach Kohl und nach Miroslav, der einen ganz eigenen Geruch verströmt. Zum krönenden Abschluss lädt er uns zum Essen ein. Ich will abwähren, aber mit Worten, dass es für ihn allein viel zuviel ist, schmettert er dies einfach ab. Ok, dann muss ich halt das Beste daraus machen. Zuerst schmecke ich den Eintopf, der ziemlich geschmacksneutral ist, ab. Mit jeder Menge Salz, Pfeffer, Gemüsebrühe und Gartenkräutern, schmeckt er dann wirklich gut. Dann mache ich noch schnell ein Dressing für seine große Schüssel mit dem Salat. Weil ich kein Essig mehr habe, muss ein Fertigdressing herhalten. Dann mache ich noch den Reis, den wir gestern übrig behalten hatten, mitsamt der Soße warm. Das Festmahl kann beginnen. Als erstes gibt es den Gemüseeintopf mit Blumenkohl extra. Als zweites einen großen gemischten Salat. Der dritte Gang kommt von uns. Der besagte Reis mit jeweils einem großen panierten Schnitzel und last not least sponsoren wir noch das Dessert in Form einer Tafel Schokolade. Danach begebe ich mich in die Küche und beseitige das Chaos und wasche alles ab. Gerechtikeitshalber muss ich aber eingestehen, dass Miroslav die Küche ordentlich hinterlassen hatte. Für das Chaos hatte ich, wie üblich, ganz allein gesorgt. Ich biete Miroslav an, seine Reste bis morgen bei uns zu lassen, allerdings nicht im Kühlschrank, denn der ist voll. Dankend nimmt er das Angebot an, kommt aber kurz darauf mit einer Schüssel von einer anderen Person wieder, lässt diese von mir füllen und bringt sie zu dieser. Miroslav scheint sich wirklich wohl bei uns zu fühlen und er spielt noch etwas auf Bernds Gitarre. Ich bin schwer genervt, denn ich möchte endlich mein spannendes Buch weiter lesen, versuche es auch immer wieder, aber merke selbst dass ich 7 mal die selbe Seite lese. Mich beherrscht nur noch ein einziger gemeiner Gedanke: Miroslav soll endlich abhauen und jemand anders auf den Sack gehen. Ich habe genug vom englischen Gequatsche und will meine Ruhe!!! Bernd sieht mich immer wieder schuldbewusst an. Er weiß genau was in mir vorgeht, kann die Situation aber auch nicht ändern. Als Miroslav dann, mit einem Blick, auf Bernds Fahrrad, fragt ober er dieses morgen mal ausleihen dürfe, sagt Bernd rigoros :“ Nein“. Danach verläßt uns Miroslav dann endlich und ich entspanne mich langsam wieder.

Kurze Zeit später bekomme ich ordentlich Durchfall. Mein Körper ist scheinbar nicht in der Lage mit soviel Gemüse und Salat umzugehen.

Gegen 18 Uhr 30 sehen wir uns noch den grandiosen Sonnenuntergang an …..

und eine Stunde später machen wir es uns im Wohnmobil, oder soll ich sagen Kohlmobil gemütlich. Der Fernseher bleibt heute wieder aus und Bernd übt spanisch, währrend ich endlich mein Buch weiterlese. Gegen 22 Uhr 30 schlafen wir ein.

Fahrradtour über 35 km  – 08.11.2017

Narürlich war ich wieder sehr früh wach und als es endlich gegen 7 Uhr 30 hell wurde ging ich zum Strand und sammelte Muscheln. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich eisige Hände. Nun merkt man deutlich das der Herbst auch in Andalusien Einzug gehalten hat. Sobald abends gegen 18 Uhr 30 die Sonne weg ist fallen die Temperaturen und zum draussen sitzen ist es dann schnell zu kalt. Wir verbringen nun sehr viel mehr Zeit im Wohnmobil. Sehen es aber positiv, denn nun kümmern wir uns mehr um die Dinge die wir uns von Anfang an vorgenommen haben und die wir sträflich vernachlässigt hatten. Bernd studiert neue Lieder auf der Gitarre ein und gemeinsam üben wir spanisch. Da wir gegen 16 Uhr alle Fenster unseres Wohnmobils schließen und so die Wärme des Tages einfangen, benötigen wir bisher aber noch keine Heizung und haben bis es Bettgehzeit ist dort noch locker 22 Grad und es ist recht gemütlich. Wenn ich morgens gegen 5 Uhr wach werde sieht es allerdings anders aus. Bei momentan 10 Grad Aussentemperatur und 14,5 Grad innen, ist es ziemlich kalt und ich lege mir schon abends warme Sachen raus, in die ich sofort nach dem Aufstehen schlüpfe. Danach sitze ich dann, zusätzlich noch in Decken gehüllt, vor dem PC und schreibe Block bis ich höre, dass Bernd sich rührt. Dann mache ich schnell Frühstück. Durch das Wasserkochen für den Tee und den Kaffee heizt es dann innen etwas auf. Das übrige macht die Sonne, die verlässlich ab 9 Uhr in unser Wohnmobil scheint. Ab 10 Uhr 30 ist es dann so warm, dass wir wieder zu unseren kurzen Hosen und T-shirts wechseln.
Heute stand eine ausgedehnte Fahhradtour auf unserem Programm und nachdem Bernd mühselig die Räder von unserem Gepäckträger genommen hatte,  ging es auch schon los. Bernd immer vorweg, denn er gibt das Tempo vor und hat den besseren Orientierungssinn.

Überrascht stellen wir fest, dass sich nur 3 Kilometer entfernt ein Supermarkt befindet. Gut zu wissen!
Da es ausnahmslos geradeaus geht, traue ich mir zu, diesen beim nächsten Einkauf allein wieder zu finden. Im Geradeaus fahren bin ich nämlich wirklich gut. Weiter geht es durch die Pinienhaine und Palmenalleen. Unser erstes Ziel liegt 8 Kilometer entfernt und heisst Dona Violetta. Auf einem Parkplatz sehen wir ein deutsches Wohnmobil und wir halten an, um mit den Besitzern zu sprechen. Diese haben die Nacht dort verbracht. Zwar pranken überall Verbotsschilder für Wohnmobile mit Androhung einer 300 Euro teuren Strafe, aber die beiden sind der Meinung, dass ihnen nichts passieren kann, da sie es angeblich nicht lesen und somit ja auch nicht wissen können.

Ich denke aber, wenn es hart auf hart kommt schützt auch Unwissenheit vor Strafe nicht und Bernd und ich sind froh, dass wir auf unseren Platz nichts zu befürchten haben. Zwar stehen auch dort Verbotsschilder, aber irgendein Sprayer hat sie zu 100% unkenntlich gemacht. Natürlich wissen(ahnen 🙂 ) wir, dass es Verbotsschilder waren, können uns im Notfall aber dumm stellen. Die Polizei, die dreimal täglich unseren Platz umrundet, hat aber scheinbar nichts dagegen, denn bisher wurden wir noch nicht unseres Platzes verwiesen.

 

Dona Violetta ist ein reiner Touristenort mit unzähligen Feriendomizilen, die aber jetzt alle verwaist sind. Von den zahlreichen Restaurants sind nun nur noch drei geöffnet und auch der kleine Hafen befindet sich schon im Winterschlaf. Der Ort hat eine wunderschöne Promenade, die zu einer Landzunge führt. Das Wetter ist wiedereinmal großartig und wir machen hier eine kleine Pause, immer Ausschau haltend nach schönen Stellplätzen. Wir sind uns allerdings einig, dass unser der schönste ist und fahren weiter. Überall gibt es kleine vorgelagerte Seen mit vielen Booten.

Die Seen sind aber so ausgetrocknet, dass die meisten Boote auf Sand liegen und es fast aussieht wie ein großer Schiffsfriedhof. Nun fahren wir Richtung Stadt etwas ins Innere des Landes. Auch hier gibt es Ferienwohnungen über Ferienwohnung, die fast alle leer stehen. Nicht desto trotz ist die kleine Stadt Sancti Petri aber sehr hübsch und idyllisch gelegen. Eigentlich wollen wir noch weiter nach Chiclana de  la Frontera , aber merken schnell, dass es als Tagesziel etwas zu weit ist, zumal Bernd ja kein e-bike hat und aus reiner Muskelkraft treten muss. Wir machen uns dann auf den Rückweg und Bernd legt ein irrsinniges Tempo vor. Er hat Hunger und zuhause wartet ein fettes Hähnchen auf ihn. Unsere Tagestour heute betrug 34 Kilometer und wir sind beide der Meinung: Das reicht. Das Essen schmeckt prima und wir genießen es draussen in der Sonne. Es dauert allerdings nicht lange und wir haben wieder Miroslav an der Backe und fast ein schlechtes Gewissen, dass wir essen. Er will seinen übrig gebliebenen Eintopf von gestern abholen, welchen wir bei uns aufbewahrt hatten. Schnell gebe ich noch etwas Hühnchen und Nudeln hinzu und gebe ihm den Topf. Anschließend leiht Bernd ihm wieder seine Gitarre, damit wir ihn los sind. Kurze Zeit später ist er aber wieder da, denn eine Saite war ihm gerissen. Bernd wechselt sie aus und Miroslav ist zufrieden und verpieselt sich mit der Gitarre zum Strand.
Heute ist duschen angesagt, aber vorher spielen wir draussen noch eine Runde Scrabble.
Nach dem Duschen bereite ich Canapees vor, denn Dagmar und Anton wollen uns heute Abend besuchen. Bernd unterstützt mich tatkräftig und gerade als wir fertig sind kommen die beiden auch schon. Kurz sitzen wir noch draußen, aber schnell wird es zu kalt. Wir wechseln nach drinnen und bei angeregter Unterhaltung verputzen wir die Brote und nehmen noch das ein oder andere alkoholische Getränk, welches Dagmar mitgebraucht hat, zu uns. Der Abend vergeht viel zu schnell und gegen 23 Uhr 30 verlassen uns die beiden. Leider fielen mir auch erst dann meine Tabletten ein, was zur Folge hatte, dass ich erst gegen 4 Uhr in einen unruhigen Schlaf fiel.

Faulenzen

Total unausgeschlafen wurde ich gegen 10 Uhr wach. Bernd verabschiedete gerade unsere Nachbarn mit den zwei süßen Kindern. Für sie sollte heute die Fahrt weitergehen. Die Sonne strahlte vom Himmel, aber ich war zu müde irgend etwas zu unternehmen und so verbrachte ich den Tag mehr oder weniger auf meinem Liegestuhl. Bernd machte aber einen ausgedehnten Strandspaziergang auf dem er 2 tolle Steine fand. Einer sah aus wie eine kleine Ente und der andere wie der Kopf eines Kamels. Bernd bemalte sie sofort und das Ergebnis war echt toll.

Heute war es wirklich windig und wir froh, dass wir so einen geschützen Platz hatten. Am Nachmittag kamen unsere alten Nachbarn wieder. Sie hatten keinen schöneren Platz gefunden und stellten ihr Wohnmobil an alten Stelle ab. Mittlerweile war auch ich wieder fit und wir luden die Mutter nebst Kindern in unser Mobil ein. Tamino, der süße kleine Junge, sah aus wie ein Mädchen und liebt es zu puzzeln. In Rekordzeit setzte er 40 teilige Puzzles zusammen und wir waren wirklich erstaunt. Schließlich ist er noch nicht einmal 3 Jahre alt. Auch der kleine 9 Monate alte Marlin ist sehr zutraulich und fühlt sich auf meinem Arm pudelwohl. 2 Stunden spielen wir mit den Kindern, dann sind wir aber froh sie wieder abgeben zu können. Tamino möchte am liebsten bleiben, er hat einen Narren an Bernd gefressen. Als wir wieder allein sind, räumen wir erst einmal auf und dann üben wir noch spanisch. Bernd ist mit Feuereifer bei der Sache und behält wirklich alles, was er gelernt hat. Anschließend verziehe ich mich mit meinem Buch ins Bett und Bernd spielt noch Gitarre. Gegen 23 Uhr schlafen wir.

 

10.11.2017

Heute ist es noch viel windiger als gestern. Ich bin um 5 Uhr ausgeschlafen und ziehe mich ersteinmal ganz dick an, denn im Wohnmobil sind es nur 14 Grad und draussen 11. Ich wickel mich zusätzlich noch in eine Decke und mache mich an die Arbeit des Blog schreibens. Blöderweise vergesse ich das Speichern und alles Geschriebene ist plötzlich weg. Wie ärgerlich ist das denn???  Mit bedeutend weniger Elan schreibe ich alles noch einmal. Allerdings fällt es nun wesentlich kürzer aus. Ich bin immer noch dabei als Bernd gegen 8 Uhr 30 aufsteht und heute darf er dann mal Frühstück machen, was er natürlich auch tut. Nach dem Frühstück überkommt mich ein dermaßen großer Schub von Müdigkeit, dass ich mich warm eingemummelt in meinen Liegestuhl in den Wind lege und tatsächlich eine Stunde schlafe. Heute sind es 21 Grad, aber der Wind lässt den ganzen Tag nicht nach. Trotzdem scrabblen wir am Nachmittag draußen, müssen aber immer die Buchstaben festhalten, damit sie nicht weg wehen. Bernd lädt anschließend die Fotos für den Blog hoch. Das ist seine Aufgabe und ich finde er macht es echt super. Gegen 16 Uhr gibt es Essen und danach waschen wir gemeinsam ab. Wir haben 3 Tage dreckiges Geschirr gesammelt um Wasser zu sparen und es dauert eine Weile bis alles fertig ist. Tamino ist wieder bei uns und wir singen ihm währrend des Spülens unentwegt Lieder vor. Darüber ist er echt begeistert. Dann möchte er unbedingt wieder mit Bernd puzzlen und Bernd erfüllt ihm diesen Wunsch gerne. Später kommen noch die Eltern mit dem Baby hinzu und wir berichten gegenseitig von unseren Erfahrungen. Gegen 19 Uhr verlassen sie uns und wir machen uns an eine weitere Lektion unserer Spanisch CD. Zuvor frage ich Bernd aber ersteinmal über alles bisher Erlernte ab. Er macht kaum einen Fehler und ist sehr zufrieden mit sich. Danach telefonieren wir noch fast eine Stunde mit Nico und Claudia, die immer noch in Portugal sind. Das Gespräch, wie auch das tägliche whats app Geschreibe ist mal wieder sehr lustig. Leider müssen sie Ende des Monats nach Hause, weil ein wichtiger Kundentermin ansteht. Vorher wollen wir uns unbedingt noch einmal sehen. Den beiden gefällt es so super im Wohnmobil, dass sie sich auch vorstellen könnten darin zu leben. Angedacht wird auch , dass die beiden nach Deutschland fliegen, ihre Termine wahrnemen und dann zurückfliegen und wir gemeinsam Sylvester feiern. Ihr Wohnmobil und ihre beiden Hunde wären solange in unserer Obhut. Wir finden die Idee ganz prima und hoffen, dass sie sich verwirklichen lässt, denn mit den beiden ist es so herrlich unkompliziert und lustig. Nach dem Gespräch sehen wir zum ersten Mal seit 4 Tagen wieder einen Film, bei dem ich aber nach gut der Hälfte einschlafe. Dafür bin ich dann schon wieder um halb fünf wach und kann ganz ohne Zeitdruck meinen Blog schreiben. Jetzt ist es 7 Uhr und der Wind hat stark nachgelassen. Es verspricht ein traumhafter Tag mit 23 Grad zu werden und ich bin echt froh hier und nicht im nasskalten Deutschland zu sein. Nun krieche ich noch einmal zu Bernd ins Bett und versuche noch ein wenig zu schlafen. Euch allen wünsche ich einen schönen Tag!

12.11.2017

Der gestrige Tag war echt toll. Völlig ausgeschlafen stand ich zum zweiten Mal um 9 Uhr auf und machte uns Frühstück. Da die Sonne schon ins Wohnmobil schien war es soweit aufgeheizt, dass wir nicht frieren mussten. Die Heizung hatten wir seitdem wir unterwegs waren noch kein einziges Mal angeschaltet. Zwar wird es nachts mit 11 Grad empfindlich kalt, aber da liegen wir ja in unserem Kuschelbett. Um 10 Uhr 30 wechsel ich von Winterklamotten auf Bikini und sonne mich. Bernd bleibt erst einmal noch im Wohnmobil und verballert unser Datenvolumen im Internet. Er ist auf der Suche nach einer Gastankstelle, denn unser Gas reicht maximal noch für 2 Wochen. Das letzte Mal haben wir unseren Gastank in Deutschland befüllt und das ist mittlerweile 2 Monate her. Hier in Spanien haben wir bisher noch keine einzige Tankstelle die Gas anbietet gefunden und nun müssen wir uns gezielt auf die Suche machen, denn wir möchten ungern mit den üblichen Flaschen hantieren, zumal auch all unsere Stauklappen randvoll sind. Leider haben wir auch versäumt einen Adapter in Deutschland zu besorgen und hier gibt es nirgendwo einen zu kaufen. Nun hoffen wir, dass die Tankstellen einen haben. Wird schon werden. Think positiv. Um 13 Uhr hatten wir 24 Grad und kaum Wind. Wir brutzelten uns in der Sonne und fragen uns gegenseitig das erlernte Spanisch ab. Unsere Köpfe rauchen, aber wir sind mächtig stolz auf uns. Bis Lektion 8 sitzt alles fast fehlerfrei und wir müssten es jetzt nur mal anwenden. Kurze Zeit später verabschiedeten wir unsere Nachbarn mit den Kindern. Sie wollten weiterfahren nach Tarifa und auch wir machen Pläne. Zuerst aber machten wir einen ausgedehnten Strandspaziergang und Bernd sammelte noch ein paar Steine zum Bemalen. Er hat scheinbar ein neues Hobby gefunden. Der Strand hier ist echt eine Wucht und kurz überlegten wir noch etwas zu schwimmen, aber die Faulheit siegte. Zurück beim Wohnmobil kochte ich uns ein Festmahl und nach dem Essen wuschen wir wieder gemeinsam ab.Dafür, dass wir 24 Stunden aufeinander hängen verstehen wir uns erstaunlich gut und streiten höchstens einmal am Tag. Tatsächlich gibt es sogar Tage, an denen nur pure Harmonie herrscht. Wer hätte das im Vorweg gedacht??? Bevor die Sonne unterging spielten wir wieder Scrabble und Miroslav kam um die Ecke. Er überredete Bernd noch etwas mit ihm Gitarre zu spielen und Bernd, der Gutmensch, ließ sich darauf ein. Gott sei Dank kamen dann aber noch zwei andere Wohnmobile und Miroslav schoss sofort los um neue Kontakte zu knüpfen. Vielleicht ließ ja einer von beiden ihn bei sich übernachten? Wir tun das nämlich nicht. Von uns bekommt er höchstens etwas zu essen und darf sich Bernds Gitarre ausleihen. Und wenn er erzählt, wie kalt die Nacht am Strand war, lächelt Bernd ihn an und sagt im perfekten englisch :“ Das ist das Leben, welches du dir ausgesucht hast!“ Ich habe dann zwar meist ein schlechtes Gewissen, möchte ihn aber auch unter keinen Umständen bei uns im Womo haben. Außerdem hat Bernd echt recht, denn Miroslav ist 36 Jahre, von stattlicher Figur und kerngesund. Er hat aber seit 10 Jahren keine Lust mehr zum Arbeiten und muss dann auch mit den Konsequenzen leben. Meist findet er  irgend jemanden der ihn bei sich schlafen lässt. Diese Leute reisen dann aber sofort am nächsten Tag ab, weil Miroslav sie völlig vereinnahmt und sie darauf keinen Bock haben. Verständlich, wie ich finde. Nachdem Miroslav weg war, spielte Bernd bis zum fantastischen Sonnenuntergang noch etwas allein weiter. Danach war mal wieder duschen angesagt und bevor wir einschliefen, sahen wir uns noch einen Film an. Natürlich bekam ich wie üblich das Ende nicht mit. Dafür wachte ich dann aber wieder gegen fünf auf. Jetzt ist es 8 Uhr 30 und gleich wird Bernd aufwachen. Heute ist Sonntag und unsere Vorräte gehen zuende. Morgen müssen wir unbedingt einkaufen, aber heute wollen wir uns zum Abschluss einmal den Luxus des Essengehens gönnen, denn morgen wollen wir diesen schönen Platz verlassen. Unser Plan ist uns ganz langsam wieder Richtung Portugal zu bewegen. Zwar wollten wir zur Überwinterung ursprünglich ans Mittelmeer, aber das kann noch warten, zumal alle uns erzählt haben, dass es dort sehr zugebaut und touristisch ist. Von Portugal hatten wir längst nicht alles gesehen und warm ist es dort momentan auch noch. Wir haben uns wirklich un dieses Land verliebt. Auch müssen wir mal wieder unter Menschen, denn hier ist es doch recht einsam. So werden wir den letzten Tag bei strahlenden Sonnenschein genießen und uns dann morgen gleich nach dem Frühstück auf den Weg machen.

13.11.2017

So war es zumindest angedacht, aber schon wieder haben sich unsere Pläne etwas geändert. Vorraussichtlich bleiben wir nun doch noch zwei Tage hier stehen, denn das Wetter ist so herrlich. Gestern saßen wir schon um 10 Uhr in Badeklamotten draußen. Im Schatten waren es zwar erst 16 Grad, aber in der Sonne 32 und dort sitzen wir ja. Die Sonne hat hier eine enorme Kraft und so kommt es, dass wir selbst bei 16 Grad schwitzen. Im Laufe des Tages klettert das Thermometer sogar noch auf 21 Grad und wir schalten unseren Wechselrichter an, damit wir Aussenstrom haben und schließen dann dort unseren PC an. Nun können wir in der Sonne spanisch pauken, währrend wir unsere Bräune noch vertiefen. Herrlich, wenn das der Winter sein soll, kann es gerne so bleiben. Wir sind happy und lernen tatsächlich über 2 Stunden. Anschließend telefonieren wir noch unsere Lieben ab. Um 15 Uhr 30 machen wir uns mit den Fahrrädern auf nach Dona Violetten. Ausnahmsweise ist einmal Essengehen angesagt. Nach 8 Kilometern sind wir schon am Ziel und ergattern den letzten Tisch vor dem einzigen Restaurant an der Promenade, welches noch geöffnet hat. Alle anderen sind wegen Saisonende geschlossen. Die Preise sind happig. Ein gemischter Salat kostet schon 11 Euro. Wir wählen aber die kalorienreiche Alternative und stolz bestellen wir auf spanisch. Calamares mit Pommes sollen es sein und Bernd nimmt außerdem noch 3 Krabbenkartoffelpufferröstis. Die sind auch laut Bernd sehr lecker. Die Calamares aber sind wie Gummi und den Pommes hätte es sehr gut getan, wenn sie noch 8 Minuten länger in der Friteuse geblieben wären. Aber was solls? Es macht satt und fett und wir haben ein wirklich schönes Panorama. Weil Sonntag ist, ist es hier heute richtig voll. Ganz anders, als beim letzten Mal, als wir hier waren. Damals war die Promenade richtiggehend verlassen. Heute aber tummeln sich dort die Menschenmassen. Überwiegend Spanier, die ja dafür bekannt sind Sonntagsausflüge mit der ganzen Familie, sei es Oma, Opa, Vettern, Cousinen, Onkel, Tanten und Kindern zu machen. Es macht Spass, dem Treiben zu zusehen und Bernd bedauert es seine Gitarre nicht mitgenommen zu haben. Könnte er doch so unsere Haushaltskasse aufpeppen. Nach dem Essen suche ich die Toiletten auf. Ich habe etwas schmutzige Wäsche mitgenommen und wasche sie dort im Waschbecken. Hilft alles mit, sag ich immer und Bernd hat sich anscheinend so daran gewöhnt, dass er nicht einmal mehr die Augen verdreht. Ja ja, der Mensch ist wirklich ein Gewohnheitstier. Hätte ich das vor einem Jahr gemacht, wäre er ausgerastet und heute gibt es nicht einmal mehr einen blöden Kommentar. Bevor wir uns auf den Rückweg machen, genießen wir es noch ausgiebig die Menschen und das Treiben auf dem Wasser und in der Luft zu beobachten. Die Rechnung, die Bernd in perfektem spanisch ordert ist erwartungsgemäß happig, relativiert sich aber durch den Waschgang. Satt und zufrieden treten wir die Rückfahrt an. Wir liefern uns ein Wettrennen, welches Bernd gewinnt, weil meine Elektrounterstützung sich bei 25 KM/h abschaltet. Zuhause beim Wohnmobil angekommen spielen wir, na was wohl??? Genau Scrabble. Heute gewinnt Bernd haushoch. Nach Einbruch der Dunkelheit verziehe ich mich mit einem neuen Buch ins Schlafzimmer und Bernd übt Mandoline. Dabei schlafe ich ein, werde aber geweckt, als Bernd hinzukommt, weil ich das ganze Bett beanspruche. Heute schlafe ich tatsächlich bis halb sieben und hier sitze ich nun und schreibe unseren Block. Es ist jetzt 8 Uhr 15 und die Sonne ist gerade im Begriff aufzugehen. Bernd wird auch bald aufwachen und dann werden wir gemeinsam zum Einkaufen fahren.

14.11.2017

Das Wetter gestern war so herrlich, dass wir den Einkauf auf den späten Nachmittag verschoben haben. Nach dem Frühstück fangen wir sofort an zu lernen. Dazu habe ich eine neue Strategie entwickelt. Alle erlernten Sätze, Wörter und Vokabeln habe ich dafür auf Papierstreifen geschrieben, die ich vorher in gleich große Teile geschnitten habe. Auf einer Seite stand nun die deutsche Bedeutung und auf der Rückseite die spanische. Nun haben wir ein neues Spiel. Jeder darf jeweils 5 Schnipsel ziehen und gibt diese dem anderen. Dieser liesst dann die deutschen Sätze oder Wörter vor und der andere muss auf spanisch übersetzten. Bei richtiger Übersetzung darf man den Schnipsel behalten, ansonsten kommt er wieder in den Stapel. Nun ist der andere dran. Wer am Ende die meisten Schnipsel hat, hat gewonnen. Merkwürdigerweise gewann Bernd, aber wir hatten viel Spass. Nach jeder neu erlernten Lektion werden neue Schnipsel angefertigt und wir sind immer up to date. Nach dem Lernen oder Spiel rauchen unsere Köpfe und wir haben keine Lust mehr heute noch eine neue Lektion anzufangen. Das Gehirn braucht schließlich auch Zeit, das Erlernte abzuspeichern, besonders in unserem biblischen Alter. Wir sind gerade fertig, da kommen zwei deutsche Frauen , die hier wohnen mit ihren Hunden vorbei und wir freuen uns mal wieder mit jemanden deutsch sprechen zu können. Wir unterhalten uns bestimmt 20 Minuten bevor sie ihren Spaziergang fortsetzten. Mittlerweile war es so warm, dass wir beschliessen schwimmen zu gehen und wir toben in den Wellen. Das Wasser ist jetzt entschieden kälter als letzte Woche, aber wir halten es dort tatsächlich 20 Minuten aus. Bei jeder Welle kreische ich vor Vergnügen und wir nehmen uns fest vor morgen wieder zu schwimmen. Es wird nun nicht mehr lange dauern, bis das Wasser dafür zu kalt ist und von daher muss es noch ausgenutzt werden, solange es geht. Erfrischt gehen wir die paar Meter zum Wohnmobil zurück und wärmen uns in der Sonne auf. Herrlich!! Bernd schmeisst irgendwann den Generator an, weil wir durch das Aufladen meiner Fahrradakkus viel Strom verbraucht haben und freuen uns, dass dieser nach wie vor funktioniert. Gegen 16 Uhr treibt uns dann der Hunger zum Supermarkt. Wir machen unsere Räder startklar und sind nach 2,5 Kilometern am Ziel. Zuerst denken wir, er hätte geschlossen, weil alles so verlassen aussieht und auch keine Autos vor dem Gebäude parken. Wie erleichtert sind wir, als wir bemerken, dass er doch geöffnet hat. Sonst hätten wir tatsächlich 12 Kilometer zum nächsten fahren müssen. Im Markt, der etwa so groß ist wie Famila in Lingen oder Westerstede herrscht gähnende Leere. Außer uns befinden sich gerade einmal 2 Menschen dort und ich frage mich, wie dieser überleben kann. In der Saison ist es hier wahrscheinlich rappelvoll, aber ob das reicht am Ende des Jahres mit einem Plus abzuschliessen ist doch sehr fraglich. Das Obst, Fleisch und Gemüse sieht auch nicht wirklich mehr frisch aus und ich verstehe woher Miroslav jeden Tag seine Sachen bezieht. Wir entschliessen uns keinen wirklichen Großeinkauf zu machen, sondern gerade eben soviel, dass es für die nächsten 4 Tage reicht. Mit 38 Euro sind wir dabei und radeln gemeinsam zurück. Dort angekommen verstauen wir die Sachen und ich mache mich sofort ans Kochen. Es schmeckt wieder lecker und wir beschliessen, anstatt abzuwaschen, dass Geschirr noch bis morgen zu sammeln und stattdessen lieber zu scrabblen. Bernd bemerkt währenddessen , dass der Kühlschrank ständig am Klakken ist und sich immer wieder ausschaltet. Egal wie oft wir den Einschaltknopf auch betätigen, er springt immer wieder raus. Na super und wir haben gerade eingekauft und nun befürchte ich, dass uns die Lebensmittel weggammeln. Bernd recherchiert dann stundenlang im Internet woran es liegen könnte. Nachdem 2 Sachen ausgeschlossen werden konnten, bleibt theoretisch nur noch eine Sache übrig. Die zu reparieren muss auf heute verschoben werden, denn gestern war es schon zu dunkel. Der Kühlschrank ist genauso alt wie unser Wohnmobil.Eexakt 14 Jahre und ich befürchte, dass er seinen Geist aus Altersschwäche aufgegeben hat. Das wäre echt fatal, denn ein neuer würde 2.500 Euro kosten und wir müssten ihn ja auch irgendwo her bekommen. Das kann dauern und solange ohne Kühlschrank, wäre echt eine Katastrophe.Also hilft nur eins.Im Universum bestellen, dass Bernd ihn reparieren kann. Drückt uns mal bitte die Daumen. Jetzt ist es erst 6 Uhr 15 und heute war ich schon gegen 4 Uhr wach. Nun versuche ich nocheinmal zu schlafen. Morgen früh werde ich euch berichten ob und wie es mit dem Kühlschrank weitergegangen ist.

15.11.2011

Leise schlich ich mich gestern wieder zu Bernd ins Bett und kuschelte mich an ihn, was ihn dazu veranlasste mich mit:“ Na, du Eisklotz,“  zu begrüssen. Meine Körpertemperatur war wahrscheinlich auf 12 Grad abgefallen und es dauerte ewig, bis mir wieder warm wurde. Dann aber schlief ich tatsächlich noch einmal bis um 10 Uhr. Bernd hatte derweil schon gefrühstückt. Ich blieb noch etwas im Bett, las ein bisschen und verleibte mir , anstatt zu frühstücken, 3 Stücke Kuchen ein. Wirklich keine Selbstdisziplin!! Den Weg zur Waage habe ich mir anschließend gespart. Man will sich ja nicht schon am Morgen schlecht drauf bringen. Mit dem festen Vorsatz ab morgen eine Diät zu beginnen stand ich dann endlich auf. Der Kühlschrank ging noch immer nicht und Bernd hatte von außen schon die ganze Verkleidung abgebaut. Das hatte in den 14 Jahren, seitdem existiert unser Wohnmobil, mit Sicherheit noch keiner gemacht, denn darin sah es furchtbar aus. Dreckig und verrostet. Bernds Laune war nicht die Beste und er wirkte dermaßen angespannt, dass ich ihm lieber aus dem Weg ging. Ich konnte sowieso nichts tun , schnappte mir meine Isomatte und ging zum Strand. Ich fand ein wunderschönes Plätzchen, geschützt in den Dünen. Irgendjemand hatte hier seine Nacht verbracht, denn der Boden war ordentlich bearbeitet worden und hatte nun die Form einer Relaxliege. Ich ließ mich nieder und stellte fest, dass ich noch niemals so gemütlich am Strand gelegen hatte. HERRLICH!!!!! Es dauerte nicht lange und ich döste tatsächlich noch einmal ein. Hoffentlich hatte ich mir keinen Sonnenbrand zugezogen. Mir war total warm und so ging ich zur Abkühlung ins Meer. !5 Minuten schwamm ich mit und gegen die Wellen, hatte aber dann das Gefühl mich genug bewegt zu haben. Noch einmal ließ ich mich zwecks Trocknung auf mein lauschiges Plätzchen nieder. Welch ein toller Tag, sagte ich mir, bevor ich zurück zu Bernd ging. Sein Tag war nicht so toll und er hockte noch immer von außen vor dem Kühlschrank. Er erklärte mir ausführlich, was er alles gemacht hatte und woran es überall hätte liegen können. Das jetzt auszuführen, würde hier den Rahmen sprengen und ehrlicherweise muss ich zugeben nur Bömische Dörfer verstanden zu haben. Hängengeblieben ist aber soviel, dass die Flamme, die sich immer wieder automatisch entzündet, damit der Kühlschrank runterkühlt amscheinend keinen Funken bekam. Nun aber lief er, weil Bernd sie von Hand gezündet hatte. Das war allerdings nicht ungefährlich, wie uns unser Freund Nico, am Telefon mitteilte. Dies verursachte dann ein mulmiges Gefühl bei Bernd und auch ich hatte Angst, dass eventuell unser heißgeliebtes Wohnmobil abfackeln könnte. Bernd schaltete zur Sicherheit die Flamme wieder aus und versuchte dann ein letztes Mal, den Kühlschrank ganz normal am Schalter wieder anzustellen. Welch eine Freunde!!! Das alte Ding nahm seine Arbeit auf, als wenn nie etwas gewesen wäre und kühlte endlich wieder runter. Wow, danke Universum und danke Bernd. Nun heißte es Daumen drücken, dass es so bleibt. Mein erster Weg heute morgen um 5 Uhr führte selbstverstänlich zum besagten Teil und erleichtert stellte ich fest, dass er es noch immer tat. Mein Fazit: Umso weniger Bernd in der Öffentlichkeit Gitarre spielt, umso handwerklich begabter wird er!! Zum Spanisch lernen hatte Bernd dann allerdings keine Lust mehr. Er hatte genug Gehirnschmalz verbraten und so scrabbleten wir nur eine Runde. Zur Belohnung ließ ich Bernd gewinnen. Anschließend machte ich Minutensteaks mit Bratkartoffeln und wie sollte es anders sein, kam gerade als wir am Essen waren, Miroslav um die Ecke. Er bekam dann auch noch einen Teller voll und anschließend erklärte Bernd sich bereit ihm noch eine Gitarrenübungsstunde zu erteilen. Ich wusch währrenddessen das Geschirr der letzten 2 Tage ab und putzte und saugte endlich einmal wieder unser Womo. Nachdem die Sonne untergegangen war kam Bernd rein und wir ließen den Tag vor der Flimmerkiste ausklingen. Jetzt ist es 6 Uhr 30 und gerade war Bernd einmal kurz aufgestanden um sich endlich einmal den großen Wagen am Himmel anzusehen. Den kann mann von hier aus nämlich nur am sehr frühen Morgen sehen und jeden Tag erzähle ich Bernd, wie toll er hier aus sieht. Abends finden wir ihn nie, sosehr wir auch suchen. Bernd istaber viel zu spät dran, denn es wird schon hell und kein einziger Stern steht mehr am Himmelzelt. Schnurstraks marschiert er wieder ins Bett. Allerdings nicht bevor auch er einmal den Kühlschrank kontrolliert hat. Wir haben jetzt nur noch 85 Liter Wasser. Leider müssen immer 35 im Wohnmobil verbleiben, da sonst die Pumpe kaputt geht. Das bedeutet, dass wir unbedingt Wasser tanken müssen. Das gestaltet sich aber schwieriger als gedacht, denn hier gibt es nirgendwo Stellplätze in der Nähe. Wir sehen das ganze Internet durch und sofern sich nichts geändert hat, müsste es in Chiclana eine Wasserstation geben. Für heute reicht es aber noch, wenn wir nicht nach jedem Pipigang spülen. Morgen müssen wir also tatsächlich diesen schnuckeligen Platz verlassen, aber ob wir wirklich schon nach Portugal fahren, wissen wir nun doch noch nicht. Wie wir gestern fest gestellt haben, ist es in Portugal immer noch eine Stunde früher, was bedeutet, die Sonne geht eine Stunde eher unter und wir müssten dann ja schon um halb sechs ins Wohnmobil. Andererseits würde man ja vielleicht auch eher aufstehen. Wir sind mal wieder total unentschlossen und es würde mich echt nicht wundern, wenn wir erst einmal wieder hierher zurück kämen. Schöner gehts ja wohl auch kaum, oder?? Aber nichts genaues weiß man nicht und wir lasssen uns überraschen.

Veröffentlicht von Ines & Bernd Hoormann

Bernd ist am 17.12.63 in Papenburg geboren und dort auch aufgewachsen ,Er hat 2 Kinder: Bennet und Carina.Bis zum 1 Juli 2017 Geschäftsführer in einem Lingener Ingenieurbüro und leidenschaftlicher Musiker.Er spielt Gitarre,am allerliebsten Country und singt,wie ein junger Gott .:-)Meine ganz persönliche Meinung.Und ich,Ines geb.11.02.65 in Westerstede,habe 3 Kinder:Jessica 31 Jahre,David 30 Jahre und Kim 27 Jahre und bin ein typischer Wassermann.Freiheitsliebend,läßt sich nicht gerne sagen wo´s langgeht und das absolute Gegenteil von Bernd,der daran manchmal zu verzweifeln droht.Kennengelernt haben wir uns im Mai 2006.Ich habe Bernd im Internet bei ilove(Datingline) gefunden und nach einem sehr holperigen Start, mit mindestens 3 Trennungen für immer,leben wir seit April 2007 zusammen in Lingen.Erst in einer gemieteten Doppelhaushälfte ,mit wahnsinnig netten Nachbarn,die später,obwohl unser Dackel,gleich am ersten Tag unseres Einzugs,deren Hamster umgebracht hat,später sogar unsere Trauzeugen wurden. dann in unserem Häuschen im Gauerbach.(Stadtteil von Lingen),welches wir nach 8,5Jahren verkauften um nur noch im WOMO zu leben.

2 Gedanken zu „Roche – Praia Casa Lui 06.11.2017-“

  1. Britta sagt:

    Es ist so schön von euch zu hören. Lese mir Begeisterung eure Berichte. Euch weiter hin viele schöne Momente.
    Britta

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