Der Termin in Melle, zwecks Auswechlung der Scheibe war zwar erst morgen, aber weil unterwegs Regen angesagt gewesen war, waren wir schon gestern Abend hier in Melle bei der Firma “ Zentrale Autoglas“ eingetroffen. Weil Sonntag war, war natürlich kein Mensch hier, aber wir hatten den Code für das Roll-Tor bekommen, welcher uns ermöglichen sollte auf das Betriebsgelände zu fahren. Ein weiteres Wohnmobil parkte ebenfalls schon vor dem Tor. Der Besitzer, ein Schweizer, hatte den Code ebenfalls bekommen, meinte aber, das Tor würde sich nicht öffnen. Bernd musste also ran! Nach einiger Zeit gelang es ihm dann und das Tor rollte auf. Das Problem war einfach gewesen, dass man vor und nach der Eingabe der Zahlen jeweils auf das Schlüsselsymbol drücken musste. Das muss einem doch gesagt werden, oder? Nacheinander fuhren dann das 14 to schwere amerikanische Wohnmobil des Schweizers mit sagenhaften 12 Metern Länge und wir auf das Betriebsgelände.
Das war wirklich toll und es gab sogar 3 Stellplätze mit Strom- und Wasseranschluss. Da es nachts regnete, schliefen wir nicht so besonders, denn natürlich leckte es wieder ins Auto. Das hatte nun hoffentlich bald ein Ende.
Am nächsten Morgen waren wir schon früh wach und Bernd war gerade am frühstücken, da kam schon der Innendienstleiter und besah sich ziemlich kleinlaut das Dilemma. Da Bernd im Vorweg ständig Alarm gemacht hatte, unzählige Regenvideos , Fotos und zahlreiche Berichte geschickt hatte, waren wir bekannt wie ein bunter Hund und durften mit unserem Gefährt sofort in die Halle rollen.
Dort wollte man dieses Mal wirklich auf Nummer Sicher gehen und hatte 3 verschiedene Scheiben parat. Vorsichtig wurden sämtliche Kleber entfernt und ratzfatz war die alte Scheibe draußen. Nun wurde Scheibe Nummer 1 eingesetzt. Die passte aber nicht. Nummer 2 und 3 allerdings auch nicht, wie sich dann herausstellte. Das ist allerdings wohl ganz normal, denn die Scheiben müssen angepasst werden. In den voherigen Auswechselungen wurde immer nur unterfüttert und mit Gummis abgedichtet. Das dass nicht funktionierte war mittlerweile allen klar und so wurde die größte Scheibe, die eigentlich zu groß war, geschliffen und wieder eingesetzt. Die Mitarbeiter gingen diesmal wirklich behutsam vor, wollten keinen Fehler mehr machen und setzten die Scheibe wieder ein. Sie war noch immer zu groß. Also Scheibe wieder raus und dieselbe Prozedur begann von neuem.
Das wiederholte sich noch etliche Male und ich nutzte die Gunst der Stunde und putzte unser gesamte Mobil von außen. Die Gelegenheit mal bis ganz nach oben zu kommen war einmalig, denn es stand eine Superleiter in der Werkstatt rum, die ich auf Nachfrage benutzen durfte.
Überhaupt waren alle sehr nett und ein ums andere Mal wurden wir gefragt, ob wir noch einen Kaffee oder ähnliches wollten. Selbst ein Firmenwagen wurde uns angeboten, mit welchen wir die Gegend unsicher machen konnten. Doch das wollten wir auf keinen Fall.
Bernd überwachte die ganze Angelegenheit mit Argusaugen. Dieses Mal sollte echt nichts schief gehen, denn 2 Jahre mit kaputter Frontscheibe reichte uns wirklich.
Anruf vom NDR-Fernsehen
Zwischendurch ging einmal das Telefon. Vor etwa einer Woche hatte ich eine Mail vom NDR bekommen, in der gefragt wurde, ob wir bereit wären, etwas über unser Leben zu erzählen. Sie hatten nämlich den Blog gelesen und fanden ihn irgendwie interessant. Ich antwortete, dass wir eh demnächst in Deutschland seien und wir sicher noch ein paar Zeitfenster hätten. Allerdings vergaß ich es dann sofort wieder und berichtete Bernd erst 3 Tage später davon. Diese Dame vom NDR war nun dran und wollte einen Termin ausmachen. Wie sich herausstellte, war sie gar nicht vom Radio, sondern vom Fernsehen. Irgendwie setze ich NDR immer mit Radio gleich. Nun ja, Fernsehen ist ja auch nicht schlecht, dachte sich Bernd und schnell war ein Termin gemacht. In knapp 2 Wochen soll der Dreh stattfinden. Vor der Ausstrahlung sagen wir euch natürlich Bescheid. Zurück zum Thema:
Nach geschlagenen 8 Stunden war das Werk vollbracht und alle Mitwirkenden ganz stolz über das Resultat.
Auch der Vertriebsleiter und der Marketingleiter der Wohnmobil-Sparte waren immer wieder vor Ort gewesen und haben viel mit Bernd gesprochen und diskutiert. Bernd nahm ihnen aber etwas die Freude, indem er sagte, dass es am Anfang jedes Mal gut ausgesehen hatte. Darauf wurde uns gesagt, dass jetzt nur noch ein Steinschlag die Scheibe wieder undicht machen könnte und sie dieses Mal wirklich bombensicher sitzt. Na, das sind wir mal gespannt, haben aber ein wirklich gutes Gefühl!
Wir durften aus der Halle fahren und die Mitarbeiter hatten endlich Feierabend. Aus zwei Gründen blieben wir dann noch eine Nacht auf dem Betriebsgelände.
1) Die Scheibe musste trocknen und
2) wollten wir unsere Kosten erstattet haben. Das konnte aber nur der Chef bewilligen und der glänzte heute mit Abwesenheit und kommt erst morgen wieder. Nun gut, eigentlich war unser Termin ja auch erst morgen und so hatten wir Zeit. Da das Wetter nicht allzu schlecht war, scrabbleten wir noch eine Runde draußen und telefonierten lange mit Bennet. Anschließend sahen wir noch einen Sience Fiction-Film und schliefen gegen 23 Uhr 30 ein.
Wie unser Gesprächmit der Geschäftsleitung verlief … erfahrt ihr im nächsten Bericht 🙂
So, da bin ich wieder.
Am nächsten Tag kamen dann der Innendienstleiter und der Chef der Firma zu uns ins Wohnmobil. Der Chef hatte schon die Fotos gesehen, die Bernd geschickt hatte und war total entsetzt. Entschuldigend gab er uns sofort recht und meinte, dass so etwas nicht passieren dürfe, wir komplett im Recht wären und mindestens 3 Fehler gemacht worden wären. Zu keinem Zeitpunkt versuchte er die Sache zu beschönigen oder sich rauszureden. Im Gegenteil, er konnte unsere Wut komplett verstehen und war nur froh, dass wir heil angekommen waren. Das war mal eine excellente Führungskraft, was ich ihm auch sofort mitteilte. Er bewunderte und bedankte sich für unsere Geduld und ohne Disscusionen, sagte er uns zu, dass sämtliche angefallenden Kosten und auch Mühen, die mit der Scheibe verbunden waren, erstattet werden würden. Das war alles was wir wollten und wir kamen nicht umhin, dass es eine tolle Firma ist, die hervorragende Arbeit macht und einen Chef hat, der sich wirklich gut um die Kunden kümmert und auch Fehler vorbehaltlos eingesteht. Fehler können ja immer passieren und wir sind jetzt wirklich guter Dinge, dass das Dilemma mit der Scheibe nun endgültig Geschichte ist. Wir verabschiedeten uns und rollten vom Hof. Trotzdem nun die neue Scheibe drin war, sah Bernd bei jedem Huckel ängstlich zu eben dieser. In den letzten 2 Jahren hatte er dieses so verinnerlicht, dass es sicher noch geraume Zeit dauert, bis er sich dieses wieder abgewöhnt und sich nur noch um den Verkehr kümmert.
Tja, gestern war es soweit!!
Nach 3 tollen Wochen in Pulpi in unserer Palmenbucht am Mittelmeer, unserem absoluten Lieblingsplatz, machten wir um 17 Uhr das Wohnmobil startklar, um aufzubrechen.
So spät deshalb, weil den ganzen Tag ein unglaublicher Wind gewütet hatte. Ca. an die 75 Km/h und da wollten wir nicht fahren. Geschwommen bin ich trotzdem, aber nur 45 Minuten, denn der Wind peitschte mir das Wasser fast ununterbrochen ins Gesicht und es war irre anstrengend. Auch war das Wasser schweinekalt, obwohl es wolkenlos und sonnig war. Keine Ahnung woher der Wind das Wasser gebracht hatte. Gefühlsmäßig jedenfalls vom Nordpool. Dabei war es am Vortag so warm gewesen, dass ich direkt ein Badewannengefühl gehabt hatte. Trotzdem ließ ich mir das Schwimmen nicht nehmen, denn wer weiß, wann sich das nächste Mal die Gelegenheit ergiebt. Wenn man im Meer schwimmt, geht die Zeit so schön schnell um. Viel schneller, als wenn man im Freibad seine langweiligen Bahnen zieht. Außerdem sind die Wellen immer eine Herausforderung und je weiter man rausschwimmt, umso größer wird das Herzklopfen, was anscheinend unglaublich produktiv für die Fettverbrennung ist. Zwar hat Oli seine Waage wieder mitgenommen, aber dafür hatte Dagmar eine dabei und auf die durfte ich mich raufstellen. Natürlich hatte ich nach der Kartoffelpufferorgie wieder 500 Gramm drauf, aber da das mittlerweile 4 Tage her ist, bin ich guter Dinge, dass ich mittlerweile 4 Kilo weniger habe, als vor Pulpi. Ich bilde mir auch ein, dass man es sieht. Bernd fällt es natürlich nicht auf, aber das macht gar nichts, denn dann fällt es ihm auch nicht auf, wenn ich wieder zunehme.
Nachdem ich aus dem Wasser gekommen war, wurde der Wind unglaublich warm und Bernd, der im Saloon saß, um die Route festzulegen, bekam einen Schweißausbruch nach dem anderen. Die Temperatur im Womo betrug satte 34 Grad. Für mich gerade richtig, um mich aufzuwärmen. Die Hitze wurde noch größer, als ich unsere 3 Platten des Gasherdes anschmiss und fürstlich kochte. Nach dem Essen ließ, wie angekündigt, der Wind nach und wir machten das Mobil reisefertig. Bernd war gerade dabei, von außen alle Klappen zu schließen, da kam auf einem Mal ein Polizeiauto (Guardia cicil), mit irrem Tempo angefahren. Zielstrebig hielt es neben Bernd, der gerade im Begriff war wieder reinzukommen. Freundlich grüßte Bernd die Polizisten. Diese waren aber diese Mal alles andere als nett. Kein Parken hier, verstanden wir, desweiteren hätten wir sofort zu fahren. Nunja, das hatten wir ja sowieso vor, aber was war denn in den Polizisten gefahren. Normalerweise waren die immer richtig nett und winkten uns fröhlich zu. Merkwürdig war auch, dass sie die Leute, die neben uns mit ihrem Wohnmobil standen, in keiner Weise behelligten. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen und erst viel später kam uns der Gedanke, dass es mit dem Vorfall am Tag zuvor zu tun haben könnte.
Da war nämlich ein Herr der Umweltpolizei da, mit dem wir ins Gespräch kamen. Er regte sich fürchterlich auf, dass sich immer wieder Leute in die erste Reihe, direkt ans Wasser stellten und er den Auftrag hätte von allen, die dies machen die Kennzeichen zu fotografieren. Das brachte scheinbar auch immer Schreibarbeit mit sich, auf die er überhaupt keinen Bock hatte und deshalb immer die Polizei rief. Dann hatten diese nämlich die Schreibarbeit. Das war jedenfalls das, was wir verstanden hatten. Ferner regte er sich über den Müll auf, den manche Leute hier hinterließen. Daraufhin sagten wir ihm, dass wir erst gestern wieder eine ganze Tüte voller Müll eingesammelt hätten, der allerdings nicht von Wohnmobilisten stammte, sondern von spanischen Anglern. Darauf meinte er, man solle den Müll liegenlassen, denn dann würde der Platz endlich geschlossen werden. Daraufhin meinte Bernd, er wäre Deutscher und würde den Müll von anderen immer wieder aufsammeln, weil wir im Wohnmobil leben, dass so schön finden und möglichst lange so schöne Plätze vorfinden wollen. Ich konnte mir dann auch nicht verkneifen zu sagen, dass die Spanier immer ihren Dreck liegenlassen und das diese in der Hinsicht noch einiges zu lernen hätten. Das war scheinbar genug, um uns bei der Polizei anzuschwärzen. Irgendwie ja auch verständlich. Ich meine, wenn mir ein Ausländer sagen würde, die Deutschen wären Schweine würde ich auch etwas sauer werden. Wir jedenfalls haben uns vorgenommen, demnächst lieber unseren Mund zu halten.
Nachdem wir losgefahren waren, war der erste Stop schon 4 Kilometer weiter. Einkaufen war angesagt. Da uns aber nur ein paar Dinge ausgegangen waren und wir noch genügend zum Kochen für 4 Tage hatten, bestand ich es mit Bravour. In 4 Tagen sieht es dann bestimmt wieder anders aus. Wir verstauten die paar Sachen und setzten unsere Reise fort. Dieses Mal Mal wollten wir die Mautstrecke fahren, denn bei den vielen Kreiseln hier und noch schlimmer in Frankreich, würden wir unsere Scheibe auch jeden Fall verlieren.
Da wir zuvor noch nie mit Maut gefahren waren, war Bernd etwas nervös. Schon kam die erste Station. Ticket ziehen war angesagt. Das klappte ganz gut und sofort ging die Schranke auf. Bernd , der wohl Angst hattte, die Schranke könnte sich schließen bevor wir durch waren, löste hektisch die Handbremse und gab Gas. Puh, man sah ihm die Erleichterung an, als wir durch waren. Diese hielt aber nicht lange, denn nur Sekunden später gabelte sich die Autopista .
Eine Richtung zeigte Valencia an, die andere Almeria. Bernd, noch immer unter den Folgen des psychischen Nebels, des soeben überstandenen Stresses, leident, brüllte mich an: “ Welche Richtung ????“ “ Keine Ahnung“, schrie ich zurück.“ Du hast dich doch stundenlang mit der Route beschäftigt!“ setzte ich noch einen drauf. Bernd stand nun mitten zwischen den beiden Spuren. Links und rechts kam nun keiner mehr an uns vorbei und auch wenn wir das nicht gewusst hätten, wäre es uns spätestens jetzt klar geworden, denn plötzlich war hinter uns ein Auto und dieses hob nun ein gewaltiges Hupkonzert an. “ Fahr weiter“, herrschte ich Bernd an. “ Wohin????“, schrie er zurück. Nun, einer musste nun die Entscheidung treffen, sollte der Typ hinter uns keinen Herzinfarkt bekommen. “ Almeria!!!“, rief ich und Bernd nahm die rechteste Spur. Nun plötzlich fing Bernds Gehirn wieder an zu arbeiten und er wusste quasi in diesem Moment, dass wir falsch waren. Nützte aber nichts, wir mussten nun 11 Kilometer auf dieser Autobahn bleiben und dann dieselbe Strecke retour fahren. Kosten 3, 70 Euro.
Wir zogen noch so einige Tickets an diesem Tag und genau so oft bezahlten wir auch. Auch das war nicht so einfach. Das Fach, in das man das Kleingeld bei der Bezahlung werfen musste, war ziemlich weit unten und Bernd hatte echte Schwierigkeiten es aus dem Seitenfenster unseres Saloons zu treffen. Wenn wir mit Scheinen bezahlten, war es auch nicht einfacher, denn dann kam das Wechselgeld unten raus, welches auch wieder sehr schwer erreichbar war. Einmal herrschte Bernd mich an, ich müsse nun aussteigen und es holen. Da war er aber schief gewickelt! Ich schrie zurück, dass er einfach mal aufstehen müsse. Welch geniale Idee!!! Seitdem ist alles viel einfacher. Bernd steht nun auch beim Einwerfen des Kleingeldes auf und seitdem geht nichts mehr daneben. Mittlerweile bekommt er es auch hin, die Quittung zu ziehen, denn das Mautgeld werden wir uns von der Firma zurückholen, die uns den Schlamassel mit der Scheibe eingebrockt haben. Schliesslich haben wir mittlerweile seit 2 Jahren das Problem und haben nun echt die Nase voll. Ihr seht, die Fahrt war ziemlich aufregend. Gott sei Dank, gab es zwischendurch aber auch immer länger Streckenabschnite, in denen Bernd entspannen konnte, sofern das bei dem Krach im Auto möglich war. Unser Wohnmobil ist nämlich irre laut und man versteht sein eigenes Wort manchmal nicht. Ich maß dann mal mit unserer Lärmapp auf dem Handy den Geräuschpegel. Wow, 97 Dezibel!!! Darunter stand dann dieser Satz:
“ Bereits kurze Lärmwirkungen kann zu dauhaften Gehörschäden führen!
Super, dachte ich, ich bin doch sowieso schon so schwerhörig. Da fiel mir ein, dass ich irgendwo noch Oropax liegen hatte. Damals gekauft, um Bernds ewiges Geschnarche nachts nicht zu hören. Nie gebraucht, weil Bernd seitdem wir im Mobil leben, nie wieder geschnarcht hatte. Nach kurzer Suche hatte ich sie gefunden und Bernd und ich stopften sie uns in die Ohren. Viel viel angenehmer!!! Allerdings war jetzt eine normale Unterhaltung nicht mehr möglich. Eine gute Gelegenheit Blog zu schreiben, was ich auch sofort in die Tat umsetzte. Wir fuhren bis um 21 Uhr 30 und übernachteten in dem kleinen Dorf namens Moixent.
Schnell kochte ich uns noch etwas und dann fielen wir schon kurz nach 22 Uhr todmüde ins Bett.
18.05.2019
Am nächsten Morgen, machte ich einen kleinen Bummel durch das Dor fund weil ich das Handy zur Navigation mithatte, fand ich sogar wieder zurück. Bernd beschäftigte sich derweil mit unserer Motorklappe, die wollte nämlich nicht mehr richtig schließen.
Außerdem verklebte er die Scheibe neu, denn der Fahrtwind hatte dem alte Tapeband ziemlich zu schaffen gemacht.
Frühstücken tat er auch und als ich wiederkam befestigte er gerade die Saugnäpfe an der Innenscheibe. Wir waren startklar.
Eigentlich war unser Etappenziel Tarragona. Da es dort aber bewölkt war, fuhren wir weiter. Barcelona ließen wir links liegen und machten erst nach insgesammt 600 Kilometern halt. Der kleine Ort hieß Caldes ´`Estrac, lag direkt am Meer und war nur 100 Kilometer von der Werkstatt entfernt, bei dem wir übermorgen den Termin zwecks leckenden Kessel hatten.
Kaum waren wir dort angekommen fing es an zu tröpfeln, was uns jegliche Lust auf einen Spaziergang nahm. Ich kochte stattdessen Hähnchenbrust mit Reis und Gemüse und wir aßen. Den Reis verkniff ich mir allerdings. Dann kam doch noch einmal die Sonne und wir scrabbleten, bevor wir wieder gegen 22 Uhr abermals todmüde ins Bett fielen. Bernd schlief fast 12 Stunden durch und auch ich war nachts nur 2 Stunden wach gewesen und dann wieder ins Bett gekrochen. So kam es, dass wir morgens tatsächlich einmal gemeinsam im Bett lagen. Das kommt sonst so gut wie nur vor, da ich so gut wie immer Stunden vor Bernd wach bin.
Da wir den Termin erst morgen früh haben und es nur 100 Kilometer Fahrt waren, verbrachten wir hier noch den halben Tag. Ich machte einen schönen Spaziergang und Bernd zappte sich durchs Internet, um noch einige Sachen für die nächste Saison zu bestellen. Als ich wiederkam, berichtete Bernd mir, dass abermals die Polizei hier war und freundlichst angeordnet hatte, dass wir hier nicht stehen dürften. Also, ging es wieder on the road.
Kaum waren wir losgefahren, fing es an zu regnen. Zum Glück, aber nur kurz und nicht gar so heftig. Die Landschaft hier hat sich total geändert. Auch ist es wesentlich kühler, als in Murcia oder Andalusien. Die Berge sind auf einem Mal so weit weg und das Gras so richtig grün. Wenn ich nach draußen schaue, sieht es aus wie in Frankreich. Und tatsächlich trennen uns bis zum Grenzübergang auch nur noch 50 Kilometer.
So Leute, wir haben unser heutiges Ziel „Vila-sacra“ bei Girona gleich erreicht und hoffen das die Mechaniker unseren Kessel morgen reparieren können. Drückt uns bitte die Daumen!! Bestellt im Universum habe ich es schon. Euch einen wunderschönen Tag bei, wie wir hoffen, allerschönstem Wetter!! Bilder gibt es heute leider keine.
Gegen 17 Uhr erreichten wir ohne besondere Vorkommnisse die Werkstatt und lernten sogleich Lars kennen. Lars war hier der Werkstattmeister und um es vorwegzunehmen auch der einzige der dafür sorgte, dass sämtliche Wohnwagen und Mobile, die hier zuhauf standen wieder für die nächste Saison flott gemacht wurden. Außer dem Chef natürlich, aber den sahen wir in den 2 vollen Tagen, die wir hier standen kein einziges Mal arbeiten. Lars dagegen arbeitete sogar am Wochenende. Auf Anhieb fanden wir ihn sympathisch und schon nach ein paar Sätzen hatte er unser vollstes Vertrauen. Zwar hatte er keine Erfahrungen mit Concorde-Wohnmobilen, aber das würde er selbst besoffen in 3 Stunden hinbekommen, meinte er. Eigentlich wollten wir unseren leckenden Kessel evtl. schweißen lassen, aber das redete er uns ganz schnell aus. Seine Argumente waren logisch und überzeugend und so dachten wir schon, wir müssten doch eine neue Heizung in Deutschland einbauen lassen. Kosten 4000 Euro!! Lars aber strahlte uns an und meinte, wir hätten unglaubliches Glück, denn er hätte rein zufällig gerade 2 gebrauchte da. Die eine könne er uns zwar nicht empfehlen, die andere aber wäre top. Kosten 600 Euro und der Einbau käme natürlich auch noch dazu. Das konnte ja nicht allzu teuer werden, dachten wir, denn 3 Stunden hatte Lars ja nur veranschlagt. Wir stimmten zu und am nächsten Morgen um 8 Uhr sollte es losgehen.
19.05.2019
Daraus wurde erst einmal nichts, denn Lars kam erst um 8 Uhr 30 und musste natürlich erst einmal einen Kaffee trinken. Danach kam der Chef und teilte uns mit, dass Lars nun leider ein paar Zelte aufbauen müsse. Das ginge aber schnell und er wäre bald wieder da. Nun gut. Wir machten das Beste daraus und stellten unseren Tisch und die Stühle auf die Parkwiese und lernten etwas spanisch.
Es dauerte und dauerte und irgendwann kam Lars dann mal kurz vorbei geschneit, um uns zu sagen, dass es nun doch etwas länger dauern würde. Um genau zu sein bis ca. 15 Uhr.
Bernd und ich nutzten die Zeit, um Geld für die Reparatur vom Bankautomaten zu holen und einkaufen zu gehen. Dafür wurden von Bernd die Fahrräder vom Gepäckträger geholt und los ging es. Keine Stunde später waren wir schon wieder da und auch Lars kam so gegen 15 Uhr 30. Klasse, es konnte losgehen. Bernd half die ganze Zeit tüchtig mit.
Das erste Problem ließ nicht lange auf sich warten, denn es dauerte ewig und drei Tage, die alte Heizung rauszubekommen.
Endlich war es geschafft und nun konnte die neue eingebaut werden.
Das ging ziemlich zügig und problemlos. Mittlerweile war es aber 21 Uhr geworden und Lars wollte morgen weitermachen. Im Prinzip musste jetzt nur noch Glykohl aufgefüllt- und durchprobiert werden, ob alles liefe. Morgen früh um 9 Uhr sollte es weitergehen. Erst um 9 Uhr deshalb, weil Lars irgend so ein technisches Gerät benötigte, welches dafür sorgen sollte, dass sich keine Luftblasen in der Heizung bildeteten. Dieses Gerät war aber gerade woanders und sollte erst gegen 9 Uhr am nächsten Tag wieder da sein. Kein Problem für uns.
Bernd trank mit Lars noch ein Feierabendbier und danach rollten wir mit dem Womo wieder raus aus dem Innenhof, der als Werkstatt diente. Wir hätten zwar problemlos dort die Nacht verbringen können, aber das wollten wir für kein Geld der Welt. Grund war der für 300 Schweine ausgelegte Schweinestall, mitten auf dem Gelände. Leute, ihr glaubt gar nicht, was das für ein Gestank war. Wirklich sagenhaft!!! Und dann erst die Fliegen, von denen ein paar Dutzend meinten, sie müssten zu uns in den Saloon ziehen. Keine Frage, Bernd und ich waren uns mehr als einig. Wir mussten hier schleunigst weg. Zu Lars meinte ich, er hätte sich sicher schon an den Gestank gewöhnt. Das bestritt er ganz entschieden. Er hätte selbst zuhause noch diesen ekelerregenden Geruch in der Nase. Vor 1,5 Jahren hat er mal eine Leiter an den Stall gestellt und oben durch die Lüftungsschlitze geguckt. Seitdem ist er Vegetarier. Hilfreich für diesen Schritt war auch sein Kumpel, der in Deutschland Fleischer ist. Der konnte nämlich einige Geschichten aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz berichten . Dazu gehörte unter anderem, dass sämtliche Schweine, die dort zur Zerlegung angeliefert werden, übersät sind mit Krebsgeschwüren, diese werden großzügig rausgeschnitten und zu Mortadella und Bratwurst verarbeitet. Ich glaube, ich esse nie wieder Bratwurst!! Lars erzählte uns auch, dass die Schweine hier ,auf dem gepachtetenden Gelände der Werkstatt, nur 2 Mal das Tageslicht sehen. Einmal, wenn sie in den Stall kommen und einmal wenn es zum Schlachten geht. Ein paar sterben aber täglich einfach so durch den Stress, die Enge oder durch Krankheit. Die werden dann trotzdem noch verarbeitet. IGITT!! Lars konnte das wirklich sehr anschaulich erzählen. Ich fragte ihn, wie lange er nun schon hier in dieser Firma arbeitet. 3 Jahre sind es jetzt. Er wollte dort unbedingt arbeiten. Blöd nur, dass der Chef keinen Mitarbeiter suchte. Lars ging ihm dann aber solange, wie er sich ausdrückte, auf den Sack, bis der Chef sich erbarmte. Im ersten Jahr, war er nur dafür zuständig die Hundescheiße aufzusammeln und bekam ab und zu einmal 20 Euro. Im Zweiten Jahr durfte er die Fahrzeuge waschen und nun nach gut 3 Jahren ist er Werkstattmeister!! Dabei kommt er eigentlich gar nicht aus dem Metier, sondern ist Heilerziehungspfleger. Er hat jahrelang in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet, fand es aber zunehmend unverantwortlicher, wie die Kinder dort mit Medikamenten vollgestopft werden. Und immer mit denen, bei denen sich die Psychopharmakavertreter besonders großzügig gezeigt hatten. Irgendwann hatte er die Schnautze restlos voll, packte seine 7 Sachen und zog nach Spanien. Hier gefällt ihm das super und die Arbeit macht ihm so richtig Spass. Er kann aber auch wirklich alles und ist ein echt toller Kerl.
In unserem Fall hat es dann aber bis zum Abend gedauert, weil irgendwie doch noch ständig Luft in der Heizung war, das Glykol nicht richtig reinlaufen wollte und Bernd und er ständig welche mit 220 Volt gewischt bekamen.
Bernd arbeitet auch an diesem Tag rund um die Uhr mit und stellte sich dabei sehr geschickt an. So geschickt, dass Lars ihn sogar als Helfer einstellen wollte. Da die Pumpvorrichtung von Lars es nicht schaffte unseren gesamten Concorde-Heizungskreislauf „blasenfrei“, also ohne Lufteinschlüsse mit Glycol zu füllen, musste wir das gesamte alte Glycol per Hand ablassen und das neue dann über den Ausgleichsbehälter einfüllen. Dabei gelangt natürlich jede Menge Luft ins System, welche dann wieder über die Entlüftungsschrauben an den einzelnen „Heizkörpern“ (Konvektoren) abgelassen werden muß. Sieben Entlüftungsstellen habe ich nach langem Suchen tatsächlich gefunden.
Gegen 7 Uhr war aber endlich alles zu unserer Zufriedenheit fertig. Nichts leckte mehr und die Heizung, wie auch das Wasser wurden warm. Sowohl auf Gas, wie auch auf Strom. Super!!! Ein Problem weniger. Bezahlt haben wir 1000 Euro, wobei allein schon das Glykol 200 Euro gekostet hatte. Macht an Arbeitslohn 200 Euro. Da kann man doch echt nicht meckern, oder???
Wir jedenfalls sind mehr als zufrieden und Bernd spielte zum Dank und Abschied noch 3 Lieder auf der Gitarre. Die unglaublich nette Sekretärin (Bürochefin) Daniela sollte auch etwas davon haben und so gab Bernd sein kleines Privatkonzert in der Empfangshalle. Beide hatten Gänsehaut und mit dem Versprechen, auch mal wieder zu kommen, wenn nichts kaputt ist, verabschiedeten wir uns mit dicken Umarmungen. Das wird wohl aber nicht passieren. Ich meine, dass mal nichts kaputt ist. Wir werden also Stammgast bei den beiden werden. An dieser Stelle ganz liebe Grüße und unseren herzlichsten Dank!!!
Kurze Zeit später starteten wir. Es dauerte mal gerade eine halbe Stunde, da waren wir schon in Frankreich. Gerade haben wir Montpellier erreicht. Es wird langsam dunkel, denn es ist gleich 22 Uhr 30. Zeit ein Quatier für die Nacht zu suchen. Ich melde mich morgen wieder. Bilder werden nachgereicht!!
Nachtrag: Ich bin zu blöd, bei Park 4 night etwas zu finden, darum sind wir noch immer unterwegs und Bernd ist stinksauer!
22.05.2019
Gestern abend ging es bei uns noch ziemlich turbulent zu. Bernd hatte verständlicherweise überhaupt keinen Bock mehr zu fahren und ich schaffte es einfach nicht, einen Stellplatz zu finden, der auf unserer Strecke lag. Jedesmal, wenn ich dachte, ich hätte einen, erklärte Bernd mir, der wäre in der anderen Richtung, oder zu weit ab vom Schuss.
Es dauerte dann noch bis 22 Uhr, bis Bernd die Sache in die Hand nahm und wir kurze Zeit später einen Parkplatz in einem kleinen Ort (nähe der Autobahn) anfuhren.
Schnell wurde noch eine Kleinigkeit gegessen und gegen 23 Uhr 30 schliefen wir schon selig. Wir schliefen tatsächlich bis nach 9 Uhr und machten uns dann sofort nach dem Frühstück an die Weiterfahrt. Das Wetter war zum Glück super. Leider aber auch sehr windig, weshalb Bernd ordentlich zu tun hatte, unseren Saloon auf der richtigen Spur zu halten.
Was wirklich entspannend hier in Frankreich ist, ist dass hier nicht schon nach ein paar Kilometern die Mautstellen kommen, sondern halt nur, wenn man die Autobahn verlässt oder wechselt. So ist Bernd ziemlich entspannt. Das ändert sich aber jedes Mal schlagartig, wenn er das Schild PEAGE sieht. Sofort wird er hektisch und besteht darauf, dass ich das Geld schon in der Hand habe, um es ihm zu reichen. Wenn dann nach 1000 Metern die Mautstation mit den verschiedenen Spuren kommt, schreit er jedesmal panisch:“ Welche Spur????“ Ich schreie dann jedes Mal: “ Die mit dem grünen Pfeil und mit dem T, auf keinen Fall die, wo Kreditkarten abgebildet sind!“ Wir zahlen nämlich bar, weil Bernd meint, es wäre mit Karte noch stressiger. Übrigens schreien wir uns permanent an, denn wir fahren nach wie vor mit Ohrenstöpseln. Dann kommt das Allerschlimmste, denn jetzt ist Bernd zwar in der richtigen Spur, aber es geht ans Bezahlen. Jedes Mal ist er in dieser Situation komplett geflasht, fragt mich, wo das Ticket rein muss und schafft es des Öfteren nicht, das Geld in den Schlitz zu schieben. Das ist aber auch wirklich extrem schwierig, denn nach wir vor ist der Schlitz immer ganz unten und somit unerreichbar. Bernd ist auch gerade wieder ausgestiegen, um das Geld zu Fuß in die Maschine zu stecken. Wir gut, dass er jetzt weiß, dass die Schranke tatsächlich solange aufbleibt, bis wir wirklich durch sind. Keine Ahnung, wie andere es hinbekommen, dass sie ihr Geld oben reinstecken können.Ich bin jedenfalls sehr froh, das wir immer rund 100 Kilometer fahren können, bis sich eine Zahlstation auftut. Bernd natürlich auch.
Unsere heutige Etappe beträgt ca. 360 Kilometer und da werden wir in 50 Kilometern ankommen. Wenn alles gut geht, finden wir den „Stellplatz“ bei Macon, (hinter Lyon) den ich heute nacht rausgesucht habe. Ich war nämlich von 2 Uhr bis 6 Uhr wach. Dort wollen wir dann einen Tag pausieren und erst morgen gegen 18 Uhr weiterfahren. Der Wetterbericht verspricht dort für morgen den ganzen Tag Sonne und es gilt, die Bräune zu erhalten. Sowieso hat Bernd sich jetzt auch einen freien Tag verdient.
Ich war aber auch nicht faul und habe in den letzten 2,5 Stunden (während der Fahrt), sämtliche Schränke, Schubladen und Fächer sauber gemacht. Ebenso alle Amaturen entkalkt und den Herd auf Hochglanz gebracht. Bis nach Melle, wo wir am 28zigsten den Termin mit der Scheibe haben sind es jetzt noch ca. 880 Kilometer.
Deutschland, wir kommen und bringen gutes Wetter mit!!!!!
Gerade musste Bernd wieder ein Ticket ziehen. Nach erfolgreicher Tat, sah er mich an und sagte: “ Das ist aber auch eine Scheiße, wenn du hier sitzen würdest, könntest du nur zum Ticket gucken und hättest keinerlei Möglichkeiten, daran zu kommen!“ Bin ich froh, dass ich nicht auf dem Fahrersitz sitze!! Und wie gut, dass Bernd so groß ist und sich immer, nachdem er angehalten hat und sich abgeschnallt hat, ganz tief bücken kann. Ich wäre wirklich aufgeschmissen.
So Leute, ich mach jetzt erst mal Schluss und veröffentliche es jetzt. Bernd wird heute abend aber noch Bilder reinsetzten und sicher den ein oder anderen Kommentar zu meinen Beiträgen dalassen. Seht also morgen nocheinmal rein. Bis dahin ganz liebe Grüße aus dem grünen Frankreich!
23.05.2019 Vinzelles in Frankreich
Der kostenlose Stellplatz in dem kleinen Örtchen Vinzelles war super!!
Das Wetter ebenso und sofort nach unserer Ankunft wurden die Campingmöbel rausgestellt. Neben unserem Parkplatz gab es einen breiten Grünstreifen, den wir jetzt als Garten nutzten. Danach ging es etwas abschüssig hinunter und dort befand sich ein kleiner Basketballplatz, ein Bouleplatz, ein Fußballplatz und ebenfalls ein Tennisplatz. Einige Jugendliche versuchten ein paar Körbe zu werfen, ansonsten war aber nicht viel los. Zu späterer Stunde kam dann noch eine ganze Horde älterer Herren, die stundenlang Boule spielten. Der Platz hatte ca. Platz für 15 Mobile und war am ersten Tag ganz gut besucht. Wir lernten eine deutsche Familie mit ihren 2 Kindern kennen, die gerade Elternzeit machten und ebenfalls mit einem Womo unterwegs waren. Wir kamen ins Gespräch und Tristan, der 5 jährige Spross der Familiewollte unbedingt unseren Saloon sehen. Natürlich durfte er. Über die Größe war er ganz angetan und hatte jede Menge Fragen. Das dauerte so lange, dass nun auch die Eltern mit dem jüngsten Sohn dazu kamen. Tristans Hauptinteresse galt unserer Toilette. Nachdem er den Deckel hochgeklappt hatte, fragte er warum wir denn keine Tüte darin liegen hätten, denn sie würden, sein Wortlaut, immer in eine Tüte kacken. Die Eltern wurden hochrot im Gesicht. Um ihnen die Peinlichkeit zu nehmen, sagte ich schnell, dass wir so einige kennengelernt hatten, die das ebenso machten. Tristan aber war noch nicht fertig. Als nächstes sagte er dann, dass es bei seinem Vater immer besonders stinkt und wenn dieser Pipi machen würde…… Der Vater mischte sich mit den verlegenen Worten :“Tristan lass gut sein!!!!!“ ein. Tristan aber war nicht zu bremsen und fing seinen Satz noch einmal von vorne an. “ Also wenn Papa Pipi machen muss, pinkelt er immer in eine Flasche.“ Auch das kannten wir schon von anderen und ich beruhigte die mittlerweile krebsroten Eltern. Innerlich dachte ich aber, wie schön es doch ist, dass wir einen 170 Liter Fäkalien- und 340Liter Wassertank an Bord haben. Die Eltern hielten es nun nicht mehr lange bei uns aus und verließen fast fluchtartig unser Wohnmobil, bevor ihr süßer Sohn noch mehr Insiderwissen preisgab.
Auch am nächsten Tag war Superwetter und es war richtig heiß. Bernd und ich gammelten vorm WoMo rum, spielten Scrabble, lernten Spanisch und füllten unsere Wasservorräte auf.
Erst gegen Abend wurde es kühler und wir machten einen wunderschönen Spaziergang durch und um das Dorf. Ach, war es hier schön!!!!
Die Häuser waren alle so niedlich und die Vorgärten unglaublich gepflegt. Überall grünte und blühte es und an den Straßenrändern wuchsen die tollsten Mohn- und Kornblumen, die ich je gesehen hatte. Der absolute Traum und wir mittendrin!
Von einem Baum, der auf den Gehweg ragte, klauten wir eine Handvoll Kirschen. Süßere hatten wir nie gegessen und waren erstaunt, dass sie schon reif waren. Sind sie es in Deutschland nicht viel viel später??? Genau wussten wir das aber nicht und setzten unseren Gang fort.
Rund ums Dorf gab es unzählige Weinberge. So weit unser Auge reichte wirklich nichts als herrlich grüne Weinreben.
Eigentlich sind wir ja echte Spanienfans, aber hier kamen wir nicht umhin festzustellen, dass Frankreich unglaublich schön ist. Irgendwann werden wir hier sicher einmal mehr Zeit verbringen, zumal man hier auch toll wandern kann. Wenn doch nur die Sprache nicht wäre……oder die Franzosen doch nur ein wenig englisch könnten……. Jedenfalls waren wir begeistert, auch darüber, dass dieser kleine Ort tatsächlich einen so wunderbaren Wohnmobilstellplatz vorzuweisen hatte.
Gerne wären wir noch länger geblieben, aber ihr wusst ja….. unsere Scheibe.
So machten wir uns am nächsten Tag gegen Nachmittag wieder auf den Weg.
25.05.2019 Ankunft in Deutschland – Trier
Wir fuhren über 500 Kilometer und kamen über Luxemburg nach Deutschland. Das wir in Deutschland waren merkten wir sofort. Vorbei mit den superglatten und heilen Straßen. Die Autobahn Richtung Trier, wo unser Zwischenstopp sein sollte, war der reinste Flickenteppich und Bernd sah pausenlos mit mißtrauischem Blick zu unserer Scheibe. Diese war jetzt fast komplett aus der Fassung geraten und unser Gefühl war mehr als schlecht.
Würde sie durchhalten, oder würden wir sie trotz Bernds ständigem Geklebe und Festgezurre doch noch auf den letzten Kilometern verlieren????
Das zweite Indiz dafür, dass wir endlich in Deutschland waren, war, dass wir plötzlich kein Netz mehr hatten. Und zwar nicht nur kurz, sondern 3 volle Tage. Da war nichts mehr mit Computer. Nichts ging mehr. Weder Blog schreiben, noch whats-app, geschweige denn Wetterapp waren möglich. Besonders letzteres machte uns fast wahnsinnig, denn wir konnten doch bei Regen nicht fahren.
Erst einmal blieb es aber trocken, wenn auch der Himmel zwischdurch immer mal wieder verdächtig schwarz wurde. Wohlbehalten kamen wir in Trier an. Dort sollte irgendwo ein netter Stellplatz auf einem kleinen Weingut sein. Den fanden wir aber nicht und schliefen darum vorm NORMA-Einkaufsmarkt (Tatsächlich war der Platz nur 200 m weiter, aber unser WoMo-NaVi hat immer gesagt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht, es liegt auf der rechten Seite“ … da war aber nichts … und übrigens war es links! 🙂
Das hatte den Vorteil, dass ich gleich am nächsten Tag dort schnell noch ein paar Flaschen Getränke kaufen konnte, denn die waren uns ausgegangen. Desweiteren kaufte ich noch Salat, Tomaten, Melone und Fetakäse. Seit 4 Wochen meine Grundsahrungsmittel. Achja, ein Update zu meinem Gewicht: Wie ihr wisst, ist unsere Waage ja kaputt und entsorgt, was echt schrecklich für mich ist!! Um irgend eine Kontrolle zu haben, mess ich meine Umfänge, ( Bauch, Taille, Hüfte, Beine, Brust) jetzt immer mit einem Maßband. Nachdem ich eine Woche kaum etwas gegessen hatte, maß ich wieder und hatte doch tatsächlich überall 2-3 Zentimeter mehr. Man, hatte ich schlechte Laune!! Nach Stunden schlechter Laune redete ich mir dann ein, dass ich mich zuvor wahrscheinlich vermessen hatte, denn schließlich war das olle Maßband ja aus Metall und somit nicht so leicht zu händeln. Meine Laune ging wieder etwas nach oben. So etwas nennt mal wohl Selbstmotivation. Ihr seht, ich bin ein meist positiv denkender Mensch! Auf jeden Fall halte ich jetzt noch bis zum 29. 05 durch, denn dann sind wir spätestens bei meinen Eltern und mein erster Gang wird mich in deren Badezimmer führen, wo deren Waage mich schon ganz sehnsüchtig erwartet.
Ich schweife schon wieder ab, also zurück zu meinen Einkäufen. Ich kaufte für Bernd noch eine Tüte Chips, 2 Schokopuddings und eine große Packung schwedische Haferkekese. Lecker!!!! Schluchz!!!!! Achja, Bernd hat seitdem ich abnehme auf jeden Fall abgenommen, denn er hat nicht mal mehr den Ansatz eines Bäuchleins. Jedenfalls nicht im Stehen!!
Nachdem ich den Einkauf erledigt hatte, ging die Fahrt weiter, denn hier zogen dunkle Wolken auf.
Nach rund 40 Kilometern, riss der Himmel wieder auf und die Sonne kam hervor.
Wir stoppten in einem Industriegebiet in irgendeinem Ort und stellten uns bei einer Firma aufs Gelände. Anscheinend arbeitete am Samstag niemand hier. Trotzdem klingelte ich brav, um zu fragen, ob wir hier stehen dürften. Wie zu erwarten öffnete keiner und wir machten es uns auf dem Firmengelände gemütlich und ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Das ging eine Stunde gut, dann kam der Gärtner. Der hatte allerdings nichts dagegen. Kurze Zeit später kam dann aber der Chef. Dem war das nun gar nicht recht. Zähneknirschend gestattete er es uns dann doch hier zu stehen, aber übernachten durften wir hier nicht.
So fuhren wir aber lieber sofort weiter mitten in die Eifel. Dort gab es einen offiziellen Stellplatz mitten im Wald, der 8 Euro kostete.
Am nächsten Tag erkundeten wir den Ort, der Blankenheim hieß. Auch dieser Ort war toll und hatte ganz oben sogar eine Burg, in der jetzt eine Jugendherberge ist.
Überhaupt ist auch die Eifel irrsinnig schön und sagenhaft grün und wenn wir nicht diesen Termin gehabt hätten…..ja ja, die alte Leier.
26.05.2019
Nachdem wir gut geschlafen hatten, ging gegen Mittag die Fahrt weiter. Noch 360 Kilometer nach Melle. Wie üblich in Deutschland war die Autobahn ziemlich voll. Da aber Sonntag war, waren jedenfalls keine LKW´s unterwegs. Jetzt hatten wir auch endlich wieder Internet und stellten fest, dass es Regen geben würde. Der kam dann auch und Bernd fuhr sehr sehr vorsichtig trotzdem weiter. Ich machte unterdessen mal wieder alles sauber. Nun ist auch wirklich kein einziges Sandkörnchen von Pulpi mehr übrig und selbst die Bestecke sind desinfiziert. Ebenso alles andere. Nachdem alles, aber auch wirklich alles tippitoppi war, ging ich duschen. Bernd bekam davon natürlich nichts mit, denn wie jetzt immer während der Fahrt hatte er seine Ohrstöpsel drin. Er wunderte sich später nur über meine nassen Haare.
Gegen 19 Uhr kamen wir dann in Melle an. Über einen Zahlen-Code öffnete Bernd das Rolltor zum großen Firmengelände der Autoglasfirma und wir stellten uns auf einen dort vorhandenen WoMo-Parkplatz. In der Nacht regnete es und natürlich auch ins Auto über die defekte Scheibe. Über den Verlauf in der Werkstatt berichte ich Euch morgen.