Langsam ging unser Wasservorrat im Wohnmobil zur Neige und so schön es hier am Strand auch war, wollten wir nun in die Berge und wandern.
Casares war unser Ziel. Ein wirklich wunderschönes weisses Dorf, nur 24 Kilometer landeinwärts entfernt von Estepona. In Null komma nix waren wir dort. Hier gab es einen tollen Stellplatz, der zudem kostenlos war und Wasser hatte.

Tausend Dank an Casares für diesen tollen „kostenlosen“ Stellplatz … und die haben für Ines sogar noch Fitnessgeräte aufgebaut! Muchas gracias!
Zuerst einmal wurde entsorgt und dann das Wohnmobil sauber gemacht. Mein Gott, so dreckig war es noch nie!! Der Platz am Strand hatte nämlich einen Nachteil, es staubte dort bei kräftigem Westwinden enorm (und den ganzen Tag und Abend fuhren hunderte Autos auf dem sandigen Platz an uns vorbei um zu dem PKW-Parkplatz unter uns an den Strand zu gelangen; und manche Idioten natürlich mit Vollgas durch den „Wüstensand“) und da wegen der Wärme immer alle Fenster und natürlich auch die Tür auf war, gab es keine Ritze, keinen Fleck, der nicht zugestaubt war. Schon auf der Fahrt fing ich an zu putzen und zu wienern und fluchte lautstark vor mich hin. Bernd wollte mir bei Ankunft in Caseres helfen, versprach er. Das hatte er dann aber schnell vergessen. Bei Ankunft auf dem Stellplatz entdeckte er nämlich sofort ein deutsches Wohnmobil. Übrigens das einzige welches hier, außer nun auch unseres, stand. Bernd suchte uns ein feines Plätzchen, stellte den Motor ab und verließ den Saloon.
Die nächsten 1,5 Stunden ward er dann nicht mehr gesehen. Mir lief unterdessen der Schweiß nur so vom Körper. Im Saloon waren es knackige 37 Grad. Ich war dann nach weiteren 1,5 Stunden fertig. Naja, sagen wir mal lieber, dass ich einigermaßen zufrieden war. Bernd der in dieser Beziehung immer ein Supertiming hat, kam just rein, als ich gerade die Putzsachen zurückstellte. (ist das nicht intelligent und gekonnt ? 🙂 )Er hatte sich in der Zwischenzeit schon so richtig mit dem Pärchen aus Berlin angefreundet. Natürlich wollte ich sie auch kennen lernen und begrüßte sie nun ebenfalls.
Die beiden waren um die 45 Jahre. Er gebürtiger Tunesier, seit 25 in Deutschland lebend und sie eine waschechte Berlinerin. Seit 8 Jahren verheiratet, keine Kinder, aber seit kurzem einen Kater, der total süß war und frei herumlaufen durfte. Er entfernte sich nie besonders weit vom Wohnmobil und war sehr zutraulich. Beide waren in Berlin als Psychologen tätig gewesen, hatten aber ihre Jobs geschmissen und lebten nun seit einem Jahr in ihrem selbstausgebauten Kastenwagen. Von dem war ich richtig begeistert. Die beiden hatten ihn wirklich total nach meinem Geschmack ausgebaut. Sie hießen übrigens Taha und Jeanin und waren absolut auf unserer Wellenlänge. Die beiden waren schön öfter hier gewesen und hatten sich in dieses wunderschöne Dorf verliebt. Sie waren auf der Suche nach einem kleinen Haus im Dorf, welches 2 Kilometer vom Stellplatz entfernt ist und auf das wir von hier aus einen tollen Blick hatten.

Besonders wenn es dunkel wurde und die Lichter von dort hell erstrahlten war es wunderschön anzusehen. Am Abend gesellten die 2 sich zu uns und da wir alle recht kommunikativ waren, gab es nicht mal für eine Sekunde Redepausen. Erst gegen 2 Uhr gingen wir ins Bett.

Am nächsten Tag, gleich nach dem Frühstück, so gegen 11 Uhr, machten Bernd und ich eine Wanderung. Taha, der ebenfalls sehr gerne wandert und ein Frühaufsteher ist, hatte seine schon hinter sich und gab uns tolle Tips. Jeanin, die Langschläferin ist, schlief noch und hat es nicht so mit Wandern.
Zuerst ging es Richtung Dorf und dann immer weiter in die Berge.



Es ging stetig bergauf. Immer höher, immer weiter. Zwischendurch fragte Bernd, ob wir langsam umdrehen wollten, aber ich wollte ganz nach oben. Ich war so richtig in Form und wollte unbedingt mit der Aussicht von ganz oben belohnt werden. Natürlich war es irre heiß, aber wir hatten ja 2 Liter zu trinken mit. Ganz oben angekommen, hatten wir einen herrlichen Blick aufs Mittelmeer. Wir waren begeistert!!
(Leider haben wir keine Kamera mit Teleobjektiv (wer will die immer schleppen?) und auch kein iphone 12 pro, da mein 5 Jahre altes iphone SE immer noch wunderbar funktioniert; nur hat es natürlich nur eine normale Kamerafunktion. Ich bin halt ein Typ, der sehr auf „Nachhaltigkeit“ (Modewort) bedacht ist: Handy 6 Jahre alt, Fahrrad 31 Jahre, Gesangsmikrofon mehr als 50 Jahre, T-Shirts und andere Klamotten teilweise viele Jahre alt, etc, etc. … und mit nur 1 Frau schon 15 Jahre im Leben unterwegs)


Im Hintergrund, etwas rechts sieht man von hier sogar den Felsen von „Gibralta“.
Mein Gott, wie schön es hier war!! Wir suchten uns, unter dem einziegen Baum weit und breit, ein schattiges Plätzchen und pausierten eine Weile.

Ich liebe Bäume und spreche jeden Tag mit Ihnen … soweit ist es schon gekommen 🙂
Bernd, der auf sein Handy sah, war der Meinung, wir müssten nun nicht den selben Weg zurück gehen, sondern konnten über den nächsten Berg gehen und somit einen Rundwanderweg haben. Er meinte zwar, dass dieser Weg vielleicht nicht so kompfotabel sei, aber ich war sofort dabei, zumal er nur insgesammt einen Kilometer länger wäre, als wenn wir denselben Weg zurückgingen. Los ging es.


Erst einmal ein kleines Stück zurück, dann hoch auf den nächsten Berg. Bernd, wie immer ein gutes Stück vor mir her. Das dicke Ende, wie immer mit hochrotem Kopf und Schnappatmung, hinterher. Nahm denn diese Steigung gar kein Ende??? Gerade als ich dachte, ich kipp gleich tot um und schon Rauschen in den Ohren hatte, waren wir endlich oben. Hier wartete schon Bernd und hielt mir die Trinkflasche entgegen. Gierig ließ ich mir das kühle Nass die Kehle runterlaufen. Das tat ja soooo gut. Bernd ermahnte mich, nur kleine Schlucke zu nehmen und vorher die Flüssigkeit im Mund hin und her zu bewegen. Der Grund war, dass wir von den 2 Litern, nur noch einen halben Liter übrig hatten und wir ja noch allerhand vor uns hatten. Weiter ging es.
Jetzt kurz mal abwärts, aber dann immer und immer wieder hoch. Halleleuja, es müsste doch langsam mal runter gehen. Ich ahnte schon, dass der Abstieg steil werden würde, denn wir hatten nur noch 2, 5 Kilometer bis zum Stellplatz und wir waren noch immer ganz oben. Hinter der nächsten Biegung ging es dann auch schon los. Heidewitzka!! Ein Albtraum!! Alles voller Geröll und Felsen.

Vorsichtig setzte ich ein Fuß vor den anderen. Meine Stöcker waren mir nun gar keine Hilfe mehr. Immer wieder kam ich ins Rutschen und schon nach kurzer Zeit wackelten meine Beine bis zum“ geht nicht mehr“. Bernd gab mir seine Hand und ich klammerte mich an ihm fest. So gingen wir dann einige Höhenmeter abwärts. Bernd immer rückwärts gehend und mich haltend. Das war natürlich auch für ihn megaanstrengend, zumal er ja noch immer gesundheitlich etwas angeschlagen war (es war Tag 6). Irgendwann wurde es dann so eng und so steil, dass Bernd mir auch nicht mehr helfen konnte. Angstschweiß tropfte mir immer wieder in die Augen und ich hatte sooo einen Durst. Bernd teilte das Trinken aber streng ein. Wobei er mir immer viel mehr zugestand, als sich selbst (er selbst nahm nur einen kleinen Schluck). So ein lieber Kerl! Meine Füße knickten in meinen Schuhen hin und her. Mittlerweile lief ich wirklich fast nur noch auf den Außenseiten meiner Knöchel und hatte bei jedem Schritt unsagbare Schmerzen. Nun wurde es noch steiler und gerölliger und ich „wanderte“ auf dem Hintern weiter.

Mit den Händen suchte ich Halt an größeren Steinen. Himmel, waren die alle heiß!! Ich war überzeugt Brandblasen zu bekommen. Zu allem Überfluss wuchs überall pieksender Ilex und außerdem war dann auch noch alles voller Tannennadeln. Diese blieben in meinem Hintern und meinen Händen stecken.
(Für zukünftige Wanderungen werde ich für Ines wohl eine Ganzkörperschutzbekleidung besorgen müssen. Diese könnte wie folgt aussehen: 1. eine kurze bayrische Lederhose für den PO, 2. Knieschützer aus dem Inlinerbereich, 3. Schutzhandschuhe, 4. ein paar Schuhe zum Wechseln. … sobald ich alles zusammen habe, werde ich dann mal ein Foto von Ines im „full-body-safe-modus“ machen. )
Meine Hände tun mir heute, eine Woche später, noch weh und für die Landschaft hatte ich schon lange keinen Blick mehr.

Kurz gesagt, ich war den Tränen nahe und völlig fertig. “ Ich kann nicht mehr“, jammerte ich verzweifelt. Bernd war mittlerweile ebenfalls verzweifelt, denn helfen konnte er mir nicht mehr und er war auch fix und fertig. (Ja, zu diesem Zeitpunkt hat meine Ines auch mir richtig leid getan und ich hatte echt Angst um sie. Wird sie durchhalten? Wo bekomme ich jetzt ein Maultier her, um sie hier runter zu holen? Ein Hubschrauber könnte hier auch nirgends landen … also war ich alleine auf mich gestellt um sie zu retten! )
Und es ging laut Handy noch 600 Meter so weiter und zum Schluss dann noch einen Kilometer die Strasse, die dann allerdings wieder aufwärts führt ,bis hin zu unserem Platz. 600 Meter klingt jetzt vielleicht nicht viel, aber auf dem Hintern ist es eine mordsmäßige Strecke. Man muss immer wieder Halt suchen, damit man nicht ins Rutschen kommt und den ganzen Abhang runtersaust und so kommt man wirklich nur sehr langsam voran.
Bernd machte dann den Vorschlag, dass er alleine vorgehen wollte um mein e- bike zu holen. Dann müsste ich jedenfalls den letzten Kilometer nicht mehr bergauf zum Stellplatz laufen. “ Lass mich nicht allein!!!“ wimmerte ich zuerst, aber nach weiteren 100 Metern, für die ich eine viertel Stunde brauchte und Zeit hatte, über den Vorschlag nach zudenken, war ich einverstanden. Bernd überließ mir den allerletzten Schluck Wasser und mich meinem Schicksal und war kurze Zeit später nicht mehr zu sehen. (Dieser blog-Bericht klingt bei Ines, wie auch andere spannende Schilderungen von Wanderungen, wie die Besteigung des Mount Everest !? Aber klar, wenn wir hier ca. 6 h für ca. 12 km brauchen, scheint es der Mount Everest gewesen zu sein. 🙂 )
Ich kämpfte mich weiter, Stück für Stück, nach unten. Einmal war es zwischendurch nicht gar so steil und ich stellte mich auf die Beine. Diese zitterten aber so sehr und mittlerweile auch meine Arme, die schliesslich auch Schwerstarbeit verrichtet hatten, das ich mein geschundenes Hinterteil wieder auf den Boden plumpsen ließ. Also ging es auf diesem Weg weiter. Meine Nordicwalking Stöcke schmiss ich immer 2 Meter vor mir her und rutschte und kletterte ihnen wieder hinterher. Immer tunlichst darauf bedacht, dass sie nicht links oder rechts den Abhang runtersausten. Mir tat wirklich alles weh, aber am allerschlimmsten war der Durst. Meter um Meter ging es abwärts und damit ich mich nicht verrutschte, hatte Bernd auf seinem Weg Zeichen für mich hinterlassen. Ohne Pause machte ich weiter und nach einer dreiviertel Stunde, in denen ich tatsächlich 400 Meter zurückgelegt hatte, hörte ich Bernd rufen.
Juchhuuuu, mein Held und Retter war wieder da!!! Das muss doch Liebe sein, denn wenn er mich hätte loswerden wollen, wäre das die Beste Gelegenheit gewesen. Ich wäre jämmerlich verdurstet!! Bernd brachte eine große Flasche Cola-Wassergemisch mit. Nie im Leben hatte ich etwas besseres getrunken. Ich setzte die Flasche an und trank auf ex einen halben Liter. Schokolade hatte er auch mitgebracht, aber die wollte ich nicht, denn mir war kotzübel. Ich glaube das lag an der Überanstrengung.
Nun ging es weiter, genau wie vorher und dann endlich endlich, waren wir unten und dort stand mein e-bike. Welch ein wundervoller Anblick!! Während der arme Bernd den letzten Kilometer zum Stellplatz noch einmal hochlaufen musste, gelang es mir beim dritten Versuch aufs Fahrrad zu kommen. Mein Gott, waren meine Beine schlapp. Ich stellte den Motor auf vollen Antrieb und war dann ruckzuck beim Wohnmobil. Dort trank ich dann noch einen halben Liter. Vorsichtig zog ich meine Schuhe aus. Meine Knöchel waren dermaßen dick geschwollen, dass es aussah, als hätte ich mir Schwimmärmel um die Füße gebunden. Meine Schuhe, die vom Schuhmacher mit Abrollhilfen auf Rezept versehen worden waren, ohne die ich aufgeschmissen bin, waren komplett hinüber. Ebenso die Einlagen. Alles war total platt gelatscht und sie landeten im Müll.

Bei dem Foto (natürlich auch wieder mit Cola-Flasche ???!) könnt ihr Euch vorstellen, mit welch abgeknickter Fußstellung Ines unterwegs war. Allein bei diesem Foto bekomme ich schon Schmerzen. „Scheiß Gehbehinderung“!! Hut ab für meine Ines, aber eins ist ab jetzt auch klar: 1. auf „normalen Wegen/Strassen werden wir maximal 10-12 km pro Tag wandern und 2. falls ein unbekannter Weg zu steil, geröllig und gefährlich wird, werde ich ihn kurz weiter erkunden und dann notfalls entscheiden, dass wir zurück und nicht weiter gehen. Mann (Bernd) erkennt auf google-maps ja nicht die Beschaffenheit und Steilheit von ausgelatschten Wanderwegen.
Was für ein Verlust!!! Zum Glück habe ich noch ein Paar. Diese sind aber längst nicht so bequem und auch noch nicht eingelaufen. Und ein zweites Paar Einlagen habe ich auch. Wie gut, dass ich mir seinerzeit 2 Paar organisiert habe. Damit muss ich jetzt sehr pfleglich umgehen, denn wir kommen erst in einem Jahr wieder nach Deutschland, wo der Chef von Schuhhaus Janssen in Westerstede, als einziger in der Lage ist, mir Schuhe so zu preparieren, dass ich damit einigermaßen vernünftig laufen kann. Kurze Zeit später kam auch der ebenfalls total erschöpfte Bernd an. Gemeinsam betrauerten wir meine Schuhe und dann machten wir lange Zeit erst einmal gar nichts mehr.
Liebe Leser, ich hoffe es geht euch gut und ihr seid in Deutschland nicht vom Hochwasser betroffen. Die Bilder die wir aus dem Fernseher bekommen sind ja furchtbar.
Liebe Grüße von Bernd und mir.
Der nächste Tag fing nicht so toll an, denn ich hatte die ganze Nachte kein Auge zugetan. Dabei war ich totmüde gewesen, aber ein Stechen, als wenn Glasscherben von innen versuchen würden sich von innen durch meinen Spann am Fuß zu bohren, hinterten mich am Schlaf. Alle 4 Sekunden bekam ich dieses Stechen und heulte jedes Mal auf. Für den armen Bernd war das auch nicht so toll, denn bei dem Gejaule konnte er natürlich auch nicht schlafen. Immer wieder stand ich auf, trug Schmerzsalbe auf, wartete ein wenig und legte mich wieder hin. Es nützte rein gar nichts und ich stand wieder auf. Dann googelte ich was es sein könnte. Zum Schluss war ich mir ziemlich sicher, dass es Morton Neurom ist und wahrscheinlich operiert werden muss. Jedenfalls kam die Beschreibung meinen Schmerzen sehr nahe. Also, wenn ich nächstes Jahr wieder in Deutschland bin, muss ich dort unbedingt zum Arzt. In den letzten 3 Jahren hatte ich diesen Schmerz schon 3 Mal gehabt, aber mit den Schmerzsalben ebbte er ab. Dieses Mal brachte die Salbe aber nichts und ich schmiss mir 2 Iboprophen rein. Brachte aber auch nichts. Erst am nächsten Morgen gegen 10 Uhr verschwand der Schmerz. Den ganzen Tag war ich echt gerädert, schlafen ging aber nicht, weil ich ja zusätzlich Restless legs habe, welches sich immer einstellt, wenn ich einschlafen will und Schlaf so unmöglich macht. Dagegen gibt es zum Glück Tabletten, wovon ich mir abends eine einverleibe und dann in ein 4 stündiges Koma falle. Am Tag wollte ich aber keine Tablette nehmen, weil dann mein Rythmus durcheinander kommt. Also Augen zu und durch.
Wir spazierten die 2,5 Km nach Casares und beschlossen dort etwas zu essen. Bernd bestellte Carne en salsa, was unserem Gulasch ähnelt und ich eine große Pommes mit viel Mayo. Lecker!! Wir hatten ein feines Plätzchen ergattert, draußen vor dem Lokal, welches sehr gut besucht war. Der Kellner/Chef war ganz alleine und war mächtig im Stress. Am liebsten hätte ich ihm etwas geholfen. Tische abräumen, Getränke wegbringen usw. Ich ließ es dann aber doch lieber bleiben. Trotzdem so viel Stress war, war der Kellner sehr nett, was mich beim Bezahlen veranlasste, ihn zu fragen, ob man hier auf der Plaza Musik machen könnte. Bernd hatte ewig nicht mehr gespielt und wollte eigentlich auch gar nicht. Der Kellner aber war ganz angetan und sagte begeistert. Claro!!! Ich fragte daraufhin, ob es denn seitens der Polizei erlaubt wäre und er meinte, das wäre überhaupt kein Problem. Prima, dann wusste ich ja schon, was Bernd morgen machen würde. Ich liebe es, wenn Bernd Musik macht und freute mich schon sehr auf morgen. Bernd ließ sich aber erst einmal nicht überreden.
Wir bummelten noch ein bißchen durch den schönen Ort und gingen dann zurück. Mein Fuß machte keine Probleme mehr und ich war mehr als froh. Von der gestriegen Wanderung waren beide Füße zwar noch ordentlich geschwollen, aber das war mir egal und dieser Schmerz super auszuhalten. Die neuen Schuhe drückten auch viel weniger als erwartet und erleichtert stellte ich, wieder zu Hause fest, dass ich mir keine Blase gelaufen hatte.
Klasse, dann konnte ich ja noch eine Runde Sport auf den Fitnessgeräten, die auf dem Stellplatz installiert waren, machen. Vorbei die Zeit, wo meine Sporthose Bewegung nur in/von der Waschmaschine kannte. In letzter Zeit war ich wirklich hochmotiviert und hatte eine richtig gute Kondition bekommen. Naja, nur für meine Verhälnisse halt. Bernd machte natürlich nicht mit, war aber beim anschließenden Srabble spielen dabei, wo er das sechste Mal in Folge verlor. Der Arme!! Nun war der Tag auch schon wieder um und ich nahm meine Restless-legs-Tablette und verzog mich schon mal ins Bett. Ich war wirklich totmüde. Die Tablette begann zu wirken und ich fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem ich aber bereits eine Stunde später unsanft wieder gerissen wurde. Das Stechen auf dem Spann war wieder da. Ich war total frustriert und hatte auch Bernds ganzes Mitgefühl. Damit jedenfalls er schlafen konnte, verließ ich das Schlafzimmer und schrieb Blog, spielte Karten und jaulte etwas vor mich hin. Zweimal in dieser Nacht legte ich mich kurz zu Bernd und versuchte abermals einzuschlafen. Keine Chance!!!
Und so war ich froh, als es endlich morgen wurde und Bernd aufstand. Dieser frühstückte dann und suchte dann doch tatsächlich seine Musiksachen zusammen. So ganz ohne Überredungen von meiner Seite. Er hatte anscheinend großes Mitleid mit mir und wollte mir eine Freude machen. Sagte ich schon, dass ich es liebe, wenn Bernd Musik macht??
Meine Müdigkeit war wie weggeblasen und als Bernd alle Musiksachen auf unsere Fahrräder verstaut hatte , ging es auch schon los. Ruck zuck waren wir auf der Plaza und Bernd baute alles auf. 10 Minuten später war er startklar und spielte den ersten Song. Die beiden Lokale auf der Plaza waren gut besucht, aber sonst war eigentlich nicht viel los. Nun ja, ist halt eine kleine Stadt mit dörflichem Character und wegen Corona waren nicht allzu viele Touristen da. Die, die da waren, waren wegen des warmen Wetters, wir hatten heute 36 Grad,wahrscheinlich teilweise zum Strand gefahren. Aber das machte nichts. Bernd war großartig!! Und bereits beim dritten Lied hatte er das Publikum in seinen Bann. Er unterhielt die Leute abwechselnd in 3 Sprachen und hatte in jeder Sprache einen lustigen Spruch auf den Lippen. Die Stimmung war toll, das Wetter war schön, was will man mehr?? Auch in mir machte sich Urlaubsfeeling breit und lautstark sang ich fast jedes Lied mit. Mein Stechen im Fuß hatte aufgehört und ich hatte Superlaune. Die Leute klatschten im Takt mit und pilgerten zu Bernd Gitarrentasche, die vor ihm auf den Boden lag und schmissen großzügig Geld hinein. Nach einer Stunde machte Bernd eine kurze Pause, gesellte sich zu mir und trank ein Bier, welches ihm irgend jemand ausgegeben hatte. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass ein Polizist im Anmarsch war. Bernd sagte aber nur;“ Na und?“ Der Polizist verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war und Bernd machte sich wieder ans Werk. Nach einer weiteren Stunde allerdings kam der Polizist wieder und zwar mit einem zweiten als Verstärkung. Beide gingen zu Bernd und ich ebenfalls, denn 4 Ohren verstehen mehr als zwei. Die Polizisten erklärten, dass es verboten wäre hier ohne Genehmigung (permiso) zu spielen und er eine selbige bräuchte. Wir entschuldigten und und sagten, dass wir morgen eine beim Rathaus (Ayuntamiento) besorgen würden. Die Polizisten waren zufrieden und dackelten ab und Bernd packte seine Sachen zusammen und verstaute sie abermals auf unsere Räder. Er unterhielt sich noch mit zwei spanischen Fans, als plötzlich der Wirt von dem zweiten kleinen Lokal kam, bei dem wir nicht gegessen hatten und der nur 5 Tische draußen stehen hatte, zu uns kam. Er fragte, ob Bernd Freitag abend um 21 Uhr 30 noch einmal auf der Plaza spielen könnte. Wir erklärten ihm, dass Bernd eine Genehmigung bräuchte, aber nicht wusste, ob er sie auch bekommen würde. Der Wirt sagte, das wäre kein Problem, er würde eine für Freitag organisieren. Bernd hatte das Musikmachen sichtlich gefallen und er sagte freudig gestimmt zu. Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Rückweg. Da die Straße zuerst steil hoch ging, schoben wir unsere Räder. Als wir an dem größeren Lokal vorbeikamen, standen alle Gäste auf und applaudierten lautstark . Das war echt toll und ich hatte fast Tränen in den Augen. Bernd erging es ähnlich und er rief immer wieder mit breiten Lächeln:
Gracias, Gracias!!!
Leider gibt es keine Fotos von der Musiksession in Casares … Ines war wohl so begeistert, dass sie keine gemacht hat und ich … hatte beide Hände an der Gitarre 🙂
Dann ging es nach Hause, bzw. zu unserem Stellplatz zurück.
Wir scrabbleten noch und ich machte einen außerordentlich leckeren Sommer- Hühner- Eintopf mit Apfeln, Pflaumen und Birnen. Bernd war total begeistert und da bei ihm Liebe durch den Magen geht, hatte ich super Karten.
Nun ging es ins Bett und mir graute schon vor der Nacht. (?? Oh Mann, so schlecht bin ich doch gar nicht ?! … ach so, jetzt verstehe ich den Satz… es graute ihr vor den zu erwartenden Fußschmerzen) Tatsächlich ließ mich der Schmerz aber in Ruhe und ich schlief sagenhafte 7 Stunden (für mich eine Sensation) durch. Auch die folgende Nacht war schmerzfrei. Zum Glück!!
Am nächsten Tag machten wir wieder eine tolle Wanderung.



Die Landschaft raubte uns teilweise den Atem vor lauter Schönheit.

Und obwohl wir nur auf befestigten Wegen laufen wollten, führte uns der Weg dann doch wieder über Felsen und Geröll.

Dieses Mal aber nicht solange und ich kam gut klar. Ganz ohne „Popo-wandern“ ging es aber nicht.




Glücklich und erschöpft kamen wir wieder zuhause an.

Da es sehr heiß war, beschlossen wir am nächsten Tag noch einmal auf den schönen staubigen Platz ans Meer zu fahren. Ich wollte unbedingt mal wieder ins Wasser. So wurde es dann auch gemacht. Während Bernd noch entsorgte und Wasser auffüllte, lief ich schon los und er sammelte mich 4 Kilometer weiter wieder ein. (zum Glück gab es nur eine Landstrasse bergab Richtung Meer und Ines konnte sich unmöglich verlaufen; aber ich war trotzdem sehr erleichtert, als ich sie aus der Ferne schon erblickte 🙂 … ich liebe sie halt sehr !!!) So hatte ich mich schon etwas bewegt und ein gutes Gefühl.
Auf dem Parkplatz am Meer fanden wir einen tollen Platz, der nicht gar so staubig war. Allerdings hatte einer gleich neben uns, seinen Hausstand hier hingestellt. Etliche Gallonen mit Wasser, eine Spülschüssel, Handtücher, Stühle und noch allerlei Ramsch standen zwischen den Bäumen rum.



Unsere Duschzone mit Handtuchservice 🙂 🙂
Wie wir später feststellten, gehörte alles einem Engländer, der hier anscheinend schon seit langer Zeit mit seinem Wohnmobil stand und sich zusätzlichen Platz geschaffen hatte. Sein Wohnmobil hatte er allerdings etwas weiter weg geparkt. Scheinbar wollte er nicht mit dem Saustall in Verbindung gebracht werden. Er kam aber 3 Mal täglich und wusch dort ab und hielt sich dort auch auf.
Wir trafen auch Taha und Jeanin wieder, die uns freudestrahlend berichteten, dass sie ein Haus in Carares gefunden hatten. Wir gratulierten und freuten uns mit den beiden.
Nun endlich ging es ins Meer.


Oh, war das herrlich erfrischend!!! Bernd schwamm 15 Minuten und ich eine geschlagene Stunde.

Wieder beim Wohnmobil kam ein Eiswagen und Bernd genehmigte uns ein Eis. Ich gleich 2, schliesslich hatte ich mich ja viel mehr bewegt als er. Das Eis war unglaublich lecker und am nächsten Tag gönnten wir uns diesen Luxus abermals. Bernd eins und ich wieder 2 Stück 😉
Schwimmen ging heute aber nicht. Zwar war es warm und die Wellen klein, aber es war kein Mensch im Wasser. Ich fand das etwas befremdlich, wollte mich aber trotzdem ins Meer stürzen. In ging 2 Meter hinein und dann war mir klar, warum kein Mensch im Wasser war. Alles war voller Feuerquallen. Wirklich tausende!!
Schnell ging ich wieder an Land.
Am nächsten Tag war der Spuk vorbei und das Wasser, welches vorher gefühlt auf 21 Grad aufgeheizt worden war, wieder auf 14 Grad gesunken. Keine Ahnung woher solch kalte Strömungen kamen. Ich fands herrlich, verbraucht man doch beim Schwimmen im kalten Wasser viel mehr Kalorien , als im warmen und hielt 45 Minuten durch. Als ich wieder zurück zum Saloon kam, lief der Schweiß nur so an Bernd hinunter. Er hatte das Wohnmobil schon abfahrbereit gemacht, denn wir wollten zurück nach Casares. Schließlich sollte Bernd da ja noch einmal spielen. Ich überredete ihn, sich auch noch mal in die Fluten zu begeben, was er auch tat. Allerdings hätte er nie mit dieser Kälte gerechnet und war nach exakt 5 Minuten wieder draußen.
So ein Weichei! 😉